Nitratdienst Februar 2019

Zwischenfrüchte im JanuarBild vergrößern
Der Wintereinbruch Mitte Januar 2019 hat für ein Absterben der nicht winterharten Zwischenfrüchte geführt, die bis dato den Stickstoff in ihrer Biomasse konserviert hatten

Keine Richtwerte für die DBE!

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen in NRW von Mitte Januar bis Mitte Februar. Zu diesem Zeitpunkt muss vorab noch einmal betont werden, dass es sich bei den hier diskutierten und veröffentlichten Nmin-Werten nicht um die von der Landwirtschaftskammer herausgegebenen Nmin-Richtwerte für die Anwendung bei der Düngebedarfsermittlung (DBE) handelt, sondern lediglich um die Nmin-Werte unter den Referenzflächen. Es kann deshalb nur eine konkrete, auf die Referenzflächen bezogene und keine allgemein gültige, repräsentative Aussage getroffen werden. Die Veröffentlichung der Richtwerte folgt noch.

Etwas Winter

Innerhalb des Beobachtungszeitraums wechselten sich kalte und milde Zeiträume sowie sonnige und niederschlagreiche Phasen ab. Mit Beginn des Beobachtungszeitraums ab Mitte Januar kam es zu einem Kälteeinbruch im Zuge eines Hochdruckgebietes über NRW. Dabei gab es für etwa eine Woche viel Sonnenschein mit Tagestemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Nachtfrösten im unteren einstelligen Bereich. Ende der letzten Januardekade wechselte die Witterung und es kam zu Schneefall, wobei die Temperaturen um den Gefrierpunkt angesiedelt blieben. Mit dem Monatswechsel wurde es dann deutlich milder und die Niederschläge ließen etwas nach. Am Ende des Beobachtungszeitraums wurde es mit Temperaturen im oberen einstelligen Bereich sehr mild und es gab wieder zahlreiche Niederschläge. Im Mittel der DWD Wetterstationen fielen innerhalb des fast vierwöchigen Zeitraums knapp 70 Millimeter, was in etwa dem langjährigen Mittel entspricht. Dabei ergaben sich aber sehr große Unterschiede zwischen den Regionen. Während es im Bergischen Land, Sauerland, südlichen Westfalen und teilweise auch in Ostwestfalen 100 Millimeter und mehr gab, waren es in der Köln-Aachener Bucht oder im nördlichen Münsterland oft nur um die 50 Millimeter. Oft kam es auch kleinregional zu größeren Unterschieden.

Düngung bis dato kaum möglich

Mit den Niederschlägen in der Mitte und am Ende des Beobachtungszeitraums wurden die Bodenporen vielerorts nach und nach bis zur maximalen Kapazität aufgefüllt. Gegen Ende wurden insbesondere leichtere Böden übersättigt, sodass es zu vertikaler Wasserbewegung und damit zu potenziellen Nitratverlagerungen und Nitratverlusten kommen konnte. Die schneefreie Periode mit Nachtfrösten und teilweise tagsüber auftauenden Böden Mitte Januar haben wenige Landwirte, die eine Sperrfristverschiebung nach vorne beantragt hatten, zum Ausbringen von Gülle genutzt. Mit dem Einsetzen des Schneefalls war dies dann allerdings nicht mehr erlaubt. Nach dem Abtauen des Schnees und den späteren Niederschlägen waren die Böden meist wassergesättigt, sodass nach Düngerecht das Ausbringen von Stickstoffhaltigen Düngern ebenfalls untersagt war. In den meisten Fällen sind die Bestände landesweit daher bis zum jüngsten Nmin-Probentermin noch nicht angedüngt gewesen. Von den Referenzflächen ist lediglich die fast von mineralischem Stickstoff entleerte Wintergerstenfläche nach Kartoffeln in Borken mit Gülle gedüngt worden.

Frost bringt nicht winterharte Zwischenfrüchte zum Absterben

Die anfängliche Phase mit Frost hat dazu geführt, dass nicht winterharte Zwischenfrüchte abgestorben sind. Nach dem Abfrieren setzen diese den gebundenen Stickstoff anteilig direkt wieder als mineralischen Stickstoff in die Krumenschicht frei. Ein anderer Teil wird erst nach und nach durch die Bodenorganismen in mineralischen Stickstoff überführt. Die milden Temperaturen gegen Ende des Zeitraums haben in Kombination mit der Feuchtigkeit zu besonders günstigen Mineralisationsbedingungen geführt. Dabei wird ebenfalls pflanzenverfügbarer Stickstoff, insbesondere in der oberen Bodenschicht gebildet und das System gespeist. Parallel dazu nehmen einige Winterungen wie z.B. Winterraps bei diesen Temperaturen und länger werdenden Tagen bereits wieder Stickstoff auf. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass während des Beobachtungszeitraums viele Prozesse parallel stattgefunden haben und einen Einfluss auf die Stickstoffdynamik hatten.

Nmin-Werte sehr heterogen

So vielseitig die Einflüsse auf den N-Haushalt waren, genauso vielfältig präsentieren sich auch die Nmin-Gehalte unter den Referenzflächen. Unter den Getreideflächen finden sich sowohl komplett von mineralischem Stickstoff entleerte Flächen, wie z.B. die Wintergerstenflächen nach Silomais in Warendorf, Münster sowie Reken oder die ebenfalls nach Silomais mit Winterweizen eingesäte Fläche in Stadtlohn. Die meisten dieser Flächen weisen leichte Bodenarten auf. In Kombination mit den Niederschlägen ist hier der Stickstoff aus der Wurzelzone ausgewaschen worden. Gegenbeispiele an Flächen mit hohen Nmin-Werten stellen folgende, allesamt nach der Vorfrucht Kartoffeln etablierte Flächendar: die mit Wintertriticale bestellte Fläche in Stemwede Levern (86 kg/ha) oder auch die beiden mit Winterweizen bestellten Flächen in Straelen (159 kg/ha) sowie in Goch-Pfalzdorf (115 kg/ha) dar. Hier sind die hohen Werte eindeutig noch auf den Eingriff in den Boden durch die Ernte der Vorfrucht Kartoffeln und anschließenden Mineralisation der Erntereste zurückzuführen.

Auffällig bei diesen drei genannten Flächen aber auch anderen Flächen mit höheren Nmin-Werten ist, dass der überwiegende Anteil des Stickstoffs in der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) vorliegt. In der Krumenschicht (0 bis 30 cm) hingegen ist oft nur noch wenig Stickstoff zu finden. Unter den drei mit Winterraps bestellten Flächen liegen mit 20 bis 30 kg/ha Nmin noch etwas Reserven vor. Unter der Fläche in Brakel hat sich der Nmin-Wert gegenüber dem Vormonat verdoppelt, was vermutlich auf die Mineralisation reduzierter Blätter zurückzuführen ist. Indikator dafür ist der Anstieg des Wertes insbesondere in der Krumenschicht, wo die Mineralisierung weitestgehend stattfindet.

Ein ähnlich heterogenes Bild wie unter den Getreideflächen bilden die mit Winter-Zwischenfrüchten etablierten Flächen ab. Von nahezu oder sogar ganz entleerten Flächen bis hin zu oberen zweistelligen Werten ist hier in Abhängigkeit von der Bodenart, der Niederschläge, der Vorfrucht und natürlich der Zwischenfruchtart selber alle Werte vertreten.

Nmin-Werte aus allen drei Schichten bei DBE anrechnen

Bevor die erste Stickstoffdüngemaßnahme zu Vegetationsbeginn erfolgt – vorausgesetzt es werden im Laufe der Vegetationszeit der Kultur wesentliche N-Mengen (mehr als 30 kg/ha N appliziert) – muss eine Düngebedarfsberechnung (DBE) nach Vorgaben der Düngeverordnung (DüV) erstellt werden. Bei dieser muss bei ackerbaulichen Kulturen grundsätzlich der Nmin-Wert aus allen drei Bodenschichten (0 bis 90 cm) in die Rechnung mit einbezogen werden. Der Nmin-Wert kann durch eine eigene Probenahme ermittelt werden, was zu empfehlen ist, oder es kann alternativ ein veröffentlichter Richtwert der Landwirtschaftskammer verwendet werden. Wie auch bei den hier beschriebenen Referenzflächen wird es in diesem Jahr auch unter den Flächen anderer Landwirte, mitunter auch in ganzen Regionen, höhere Nmin-Werte vorliegen. Dies führt dazu, dass der mit Hilfe der DBE berechnete N-Düngebedarf gering ausfällt. Dieser kalkulierte Bedarf stellt immer die flächenspezifische Obergrenze für den applizierten Stickstoff in der Summe der Düngemaßnahmen dar. Die Anzahl der N-Gaben, die Düngeform sowie der Zeitpunkt bleiben dabei eine unternehmerische Entscheidung. Fällt der Nmin-Wert hoch und ergibt sich u.a. deswegen ein niedriger N-Düngebedarf, lohnt ein Blick auf die Aufteilung des Stickstoffs auf die Bodenschichten. Liegt der größte Anteil an Nmin in der untersten Bodenschicht, sollte auf jeden Fall ein Anteil der Düngemenge zu Vegetationsstart appliziert werden, um die Kultur „in Gang“ zu bekommen und Einfluss auf z.B. die Bestockung nehmen zu können. Wird der Stickstoff aus den unteren Bodenschichten im weiteren Vegetationsverlauf nicht ausgewaschen, ist davon auszugehen, dass die Pflanzen sich diesen Stickstoff noch „erwachsen“. Die Düngeverordnung erlaubt eine Anpassung des berechneten Düngebedarfs, wenn nachträglich eintretende Umstände, wie Witterungsereignisse während der Vegetation (z.B. heftige Niederschlagsmengen) zu großen N-Verlusten in der Wurzelzone führen. Wann und in welcher Region ein solches Ereignis stattgefunden hat und eine Anpassung der DBE erfolgen darf, wird dann von der Offizialberatung bekannt gemacht.

Insbesondere auf organisch versorgten Standorten empfiehlt sich in Jahren wie diesem unbedingt die Anlage eines Düngefensters. Hierbei kann nachverfolgt werden, wann es zu Mineralisationsschüben kommt und eine Düngung hinausgezögert bzw. minimiert oder gar unterlassen werden kann. Umgekehrt wird durch ein Aufhellen des Blattgrüns ein Mangel an Stickstoff sichtbar gemacht, wobei in Kürze eine Düngung stattfinden sollte. Auch andere Methoden während der Hauptvegetation, wie z.B. optische Sensoren können hilfreich sein, um den tatsächlichen N-Bedarf zu kontrollieren.

Autor: Holger Fechner