Nitratdienst April 2019

Rapsblüte beginntBild vergrößern

Frühlingshaft mild, viel Sonnenschein und durchschnittliche Niederschlagsmengen

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang März bis Anfang April. Insgesamt war der Beobachtungszeitraum recht mild mit durchschnittlichen Niederschlagsmengen. Dabei setzten sich die Niederschlagsereignisse aus dem vorherigen Beobachtungszeitraum von Anfang März bis zum Ende der zweiten Märzdekade fort. Ab dann blieb es bis zum Ende des Zeitraums mehr oder weniger niederschlagsfrei und es gab viele sonnige Abschnitte. Insgesamt fielen im Durchschnitt der Wetterstationen in NRW knapp 60 Millimeter Niederschlag. Deutlich höhere Werte mit um die 100 Millimeter wurden im Bergischen Land erzielt. Unterdurchschnittlich mit nur knapp 40 Millimetern blieb es oft im westlichen Münsterland sowie am Niederrhein. Die Tagestemperaturen bewegten sich in einer Amplitude zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Nachts blieben sie meist im positiven einstelligen Bereich. Nachtfrost gab es trotz klarer Nächte nur sehr selten.

Die niederschlagsreiche Zeit in der ersten Märzhälfte hat die Wasservorräte im Boden etwas auffüllen können. Oft konnten die Defizite, die sich während des trockenen letzten Jahres und des unterdurchschnittlichen Winters eingestellt haben, jedoch noch nicht ausgeglichen werden. Die vielen sonnigen und warmen Tage, an denen mitunter 20 Grad Celsius erzielt wurden sowie der meist herrschende Wind haben zusätzlich an den Wasservorräten gezehrt. Somit sind die Ausgangsbedingungen für die landwirtschaftlichen Kulturen zu Vegetationsstart 2019 bereits vielerorts leicht angespannt. Sickerwasser und eine damit verbundene Verlagerung oder Auswaschung an mobilem Nitratstickstoff konnte sich deshalb, wenn überhaupt, nur auf den leichteren Böden ergeben. Die nach der Regenperiode Anfang März noch länger vorhandene Feuchtigkeit im Oberboden hat in Kombination mit den milden Temperaturen für sehr gute Bedingungen für die Umsetzung von organischem Stickstoff mit Hilfe der Mikroorganismen hin zu für die Pflanzen verwertbaren mineralischen Stickstoff gesorgt.

Verlustreiche Bedingungen für Wirtschaftsdünger bei Ausbringung: schnelles Einarbeiten!

Nachdem die Böden nach der Regenperiode ab der zweiten Märzdekade abgetrocknet waren, konnten sie für viele Tätigkeiten genutzt werden. Bezüglich der Sommerungen konnte z.B. die Zuckerrübenaussaat fortgesetzt werden, viele Kartoffeln wurden bereits gepflanzt und einige Körnerleguminosen wurden gesät. Für die anstehende Maisaussaat in den kommenden Wochen wurden die Flächen ebenfalls vorbereitet: Winterzwischenfrüchte wurden umgebrochen und Gülle oder Gärreste wurden ausgebracht und eingearbeitet. Bei den bereits etablierten Winterungen waren die Bedingungen ab Mitte März ebenfalls für die Start- oder Anschlussdüngung meist gut. Die Böden waren für das Ausbringen von Wirtschaftsdüngern in der Regel gut tragfähig. Dabei waren aufgrund der Witterungsbedingungen (sonnig, warm und Wind) bodennahe Verteilgeräte gegenüber einer Breitverteilung in Bezug auf eine Reduktion von gasförmigen Verlusten in Form von Ammoniak deutlich im Vorteil. Noch geringere Stickstoffverluste ließen sich mit Systemen – dort wo verfügbar oder möglich - erzielen, die den flüssigen Wirtschaftsdünger direkt in den Boden einbringen, wie es z.B. Schleppschuhverteiler oder Scheibeninjektoren tun. Auf bestelltem Ackerland ist die bodennahe Aufbringung gemäß aktueller Düngeverordnung ab dem kommenden Jahr grundsätzlich verpflichtend. In den kommenden Wochen sollte bei solchen Witterungsverhältnissen aber auch sonst während der Aufbringung von Gülle oder Gärresten vor der Maisaussaat - also auf unbestelltem Ackerland - unbedingt auf eine sehr schnelle Einarbeitung dieser geachtet werden. Die meisten gasförmigen Verluste ergeben sich nachweislich innerhalb der ersten Stunde nach der Aufbringung! Grundsätzlich verlangt die aktuelle DüV eine Einarbeitung innerhalb der ersten vier Stunden nach Aufbringung, nach Landesdüngeverordnung NRW ist die Einarbeitung in Regionen mit roten Grundwasserkörpern jedoch innerhalb der ersten Stunde zu leisten.

Wie bereits erwähnt, wurde auf den meisten mit Wintergetreide oder Winterraps bestellten Flächen gedüngt. Bei Wintergerste sowie Winterraps wurde aufgrund des Entwicklungsstadiums oftmals bereits die zweite N-Gabe ausgebracht. Bei Winterweizen war es meist erst die Startgabe. Gegen Ende des Beobachtungszeitraums durchgeführte Düngemaßnahmen lassen sich häufig noch anhand von analytisch nachgewiesenen Ammonium-N-Gehalten nachvollziehen. Wurden Stickstoffdünger ohne Nitrifikationshemmstoffe eingesetzt, waren die Bedingungen (Temperatur und Feuchtigkeit) für eine schnelle Umsetzung von Ammonium- hin zu Nitratstickstoff sehr günstig, sodass der gedüngte Ammoniumstickstoff zum Zeitpunkt der Probenahme nicht mehr immer nachweisbar war. Hat sich ein Anstieg eines Nmin-Wertes unter einer Fläche ergeben, kann dies aufgrund der beschriebenen Bedingungen in der Krumenschicht anteilig auch auf eine Neubildung an Stickstoff durch Mineralisation zurückzuführen sein. Bei diesem Prozess bildet sich in einem ersten Schritt ebenfalls Ammoniumstickstoff, der dann genauso wie gedüngter Ammoniumstickstoff dem Prozess der Nitrifikation, also der Umwandlung hin zu Nitratstickstoff, unterliegt. Eine Mineralisation lässt sich klar an einigen nicht gedüngten Flächen, wie z.B. den beiden umgebrochenen Flächen (1. Stoppelbearbeitung) in Lippstadt und Erwitte oder den mit Ackersenf bestellten Flächen in Dülmen und Neukirchen-Vluyn nachvollziehen. Hier sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat angestiegen. Die Pflanzenreste der vorher angebauten Zwischenfrüchte sowie die Bodenbearbeitung haben hier für die Umsetzung Anstieg der Werte gesorgt. Parallel zu der stattgefundenen Mineralisation haben auf den mit Winterungen bestellten Flächen diese bei den sehr günstigen Wachstumsbedingungen größere Mengen an Stickstoff aufgenommen und in ober- als auch unterirdisches Wachstum umgesetzt. Die guten Wachstumsbedingen lassen sich sehr gut an den beiden mit Ackergras bestellten Flächen in Mettingen und Linden-Neussen nachvollziehen, wo die Nmin-Werte zurückgegangen sind. Beide Flächen wurden in den letzten Wochen gedüngt. Eine Auswaschung kann hier ausgeschlossen werden.

Auffällig sind Flächen, bei denen in den letzten Wochen eine Düngung durchgeführt wurde, die aber aktuell nahezu komplett an mineralischem Stickstoff entleert sind. Dies wären z.B. die drei Wintergerstenflächen in Warendorf (3 kg/ha Nmin), in Rheine (8 kg/ha) sowie in Schwerte (3 kg/ha) oder auch die beiden mit Wintertriticale bestellten Flächen in Telgte (0 kg/ha) oder Hövelhof-Riege (3 kg/ha). Bei fast allen Flächen handelt es sich um welche mit leichtem Boden. Größtenteils wurde die Düngung vor oder während der Niederschläge Anfang März ausgebracht. Hier muss deshalb von gewissen Auswaschungsmengen ausgegangen werden. Bei den z.T. guten Wachstumsbedingungen darf aber nicht vergessen werden, dass auch größere Mengen von den Pflanzen aufgenommen wurden.

Autor: Holger Fechner