Nitratdienst Mai 2019

Wintergerste Ende SchosserphaseBild vergrößern
Wintergerste am Ende der Schossphase

Erst warm und trocken, dann kühl und feucht

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang April bis Anfang Mai. Die Witterung innerhalb des Beobachtungszeitraums kann als erst warm, sonnig und trocken und dann anschließend als kühl und nass zusammengefasst werden. Zu Beginn des vierwöchigen Zeitraums sanken die Temperaturen von einem zweistelligen Bereich kommend Mitte der zweiten Aprildekade für wenige Tage in den einstelligen Plusbereich mit oftmals leichten Nachtfrösten. Ab dann wurde es jeden Tag wärmer, bis das dann für mehrere Tage um Ostern herum für die Jahreszeit ungewöhnlich für mehrere Tage hohe Temperaturen von weit über zwanzig Grad Celsius erzielt wurden. Auch die Nachttemperaturen blieben in diesem Zeitraum im zweistelligen Plusbereich. Bis zum 23. April, kurz nach Ostern, blieb es sonnig bei leichtem bis stärkerem Ostwind. Ab dann änderte sich die Witterung schlagartig und es wurde schnell kühl mit Tageswerten lediglich um 10 Grad Celsius. Niederschläge brachten seitdem immer wieder das langersehnte Wasser. In der Summe fielen die Niederschläge bis zum Zeitpunkt der jüngsten Probenahme jedoch noch sehr gering aus. Im Durchschnitt konnten an den Wetterstationen in NRW lediglich 30 Millimeter gemessen werden. Höchstwerte zwischen 50 und 60 Millimeter wurden dabei im südlichen Rheinland erzielt. Selbst im Bergischen Land und Sauerland war es weniger feucht. Im Münsterland und Ostwestfalen blieb es mit oftmals weniger als 20 Millimetern sehr trocken. Von einer Sickerwasserbildung und Stickstoffverlusten aus der Wurzelzone ist innerhalb des Referenzzeitraums deshalb in der Regel nicht auszugehen.

Wachstum durch Witterung etwas ausgebremst

Die beschriebene Witterung hatte natürlich einen Einfluss auf die Entwicklung der ackerbaulichen Kulturen sowie die Nmin-Dynamik. Zwar konnte die trockene Witterung optimal genutzt werden, um Sommerungen wie Kartoffeln oder Mais zu pflanzen, bzw. zu legen, die jungen gekeimten Pflanzen fanden jedoch oftmals nur noch wenig Wasser in der Krumenschicht vor. Bis zum Einsetzen der Niederschläge war der Wasserhaushalt in allen Bodenschichten sehr angespannt. Durch die Bodenbearbeitung und die trockenen Ostwinde ist weiteres Wasser verloren gegangen. Inwieweit einzelne Maiskeimlinge Probleme mit der kühlen Witterung und damit verbundenen Auskühlung der Krume bekamen, muss noch erörtert werden. Auf den meisten Standorten bekamen die etablierten Winterungen ebenfalls zunehmend Probleme mit ihrem Wasserhaushalt. Der Wasserbedarf ist beim Getreide und Raps derzeit hoch und es ist viel Blattmasse vorhanden, über die viel verdunstet wird. Stickstoff wird mit dem Wasser aufgenommen. Ist die Wasseraufnahme durch Mangel im Boden verhindert, bzw. durch Schließen der Spaltöffnung an trockenen, warmen Tagen unterbunden, wird von den Pflanzen auch weniger des Hauptnährstoffs aufgenommen. In der zweiten, kühlen Witterungsphase wurde der Stoffwechsel der Pflanzen wiederum durch die Temperaturen gehemmt. Insgesamt hat sich die pflanzliche Entwicklung in den letzten Wochen verzögert. Hinsichtlich des frühen Vegetationsstarts und des raschen Zuwachses in den letzten Monaten hat sich der gesamte Entwicklungsstand deshalb wieder relativiert. Die hohen Temperaturen haben auch die obere Bodenschicht aufgewärmt. Das gilt v.a. für die Flächen, die erst jüngst frisch bestellt wurden und wo der Boden noch keinen Bewuchs aufweist. Die dunkle Oberfläche in Kombination mit der Lockerung durch den Bestellvorgang hat optimale Bedingungen für die Aktivität der Mikroorganismen geschaffen, die organisch gebundenen Stickstoff in mineralischen umwandeln. Bedingung war jedoch, dass noch eine gewisse Restfeuchtigkeit vorhanden war, auf die die Organismen angewiesen sind. Diese könnte hier mancherorts ein limitierender Faktor gewesen sein. Ansonsten konnte insbesondere auf organisch versorgten Standorten von höheren Mineralisationsschüben ausgegangen werden.

Mineralisationsschübe im Blick behalten

Mineralisationsschübe sind auf allen organisch versorgten Flächen vor allem in den nächsten Wochen nach den stattgefundenen Niederschlägen zu erwarten. In Bezug auf die Spätdüngung in Getreide sollte dies auf solchen Standorten bei der N-Düngemenge unbedingt Berücksichtigung finden. Um Mineralisationsschübe zu identifizieren helfen Methoden wie die Anlage eines klassischen Düngefensters. Weitere Methoden sind solche mit optischen Sensoren. Auch kann über eine Messung des Nitratgehaltes im Pflanzensaft auf solche Ereignisse geschlossen werden. Bei der Kultur Mais eignet sich die Methode der späten Nmin-Beprobung, die zwischen den Maisreihen vorgenommen wird, wenn sich der Mais im 4-6-Blattstadium befindet. Informationen zur späten Nmin-Beprobung in Mais wird es in Kürze von der LUFA NRW geben.

Die meisten mit Wintergetreide bestellten Flächen haben in den letzten Wochen eine Anschlussgabe mit Stickstoffdüngern erhalten. In manchen Fällen lässt sich diese Maßnahme noch an gemessenen Ammonium-N-Gehalten nachvollziehen. Oftmals ist diese N-Form jedoch während der warmen Witterung in Nitratstickstoff umgewandelt worden. Dies ist v.a. bei der Wintergerste festzustellen, die oftmals früher als der Weizen gedüngt wurde. An den beiden mit Winterraps bestellten Flächen in Mechernich sowie Bedburg-Hau lässt sich die Stickstoffaufnahme durch die Pflanzen durch stark gefallene Nmin-Werte nachvollziehen. Mineralisationsschübe lassen sich u.a. bei einigen mit Mais und allen mit Kartoffeln bestellten Flächen ableiten. Die gemessenen Nmin-Mengen liegen z.T. höher als die zur Aussaat ausgebrachten N-Mengen. Aber auch unter den bereits zu einem früheren Termin gesäten Zuckerrüben lassen sich solche N-Schübe beobachten, was vor allem an dem noch nicht vorhandenen Bestandesschluss und der damit „nackten“, dunklen Oberfläche liegt. Alle angesprochenen Sommerungen haben erst in wenigen Wochen einen hohen N-Aufnahmebedarf, sodass diese mineralisch vorhandenen N-Mengen nur begrenzt von den Pflanzen genutzt werden.

Autor: Holger Fechner