Nitradienst Juni 2019

Mais im JuniBild vergrößern
Die Kultur Mais ist für die Jahreszeit in ihrer Entwicklung zurück, wodurch sich noch eine intensive Erwärmung der offenliegenden Krume ergab.

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni.

Ist der Mai kühl und nass…

So zumindest präsentierte sich der zurückliegende „Wonnemonat“ in einigen Teilen von NRW. Unterdurchschnittlich kühl war es überall. Die Niederschlagsverteilung war jedoch regional sehr unterschiedlich. Im Vergleich zum langjährigen Mittel gab es mit circa 70 Millimeter im südlichen Rheinland und Südwestfalen durchschnittliche Wassermengen bezogen auf das Landesmittel während des vierwöchigen Beobachtungszeitraums. Überdurchschnittlich viel Niederschlag, der sich zum Teil in Form heftiger Starkregenereignisse auftrat, gab es in Ostwestfalen. Hier konnten an mehreren Stationen, wie z.B. in Bad Lippspringe, dreistellige Werte gemessen werden. Auch im Sauerland war es vielerorts mit ähnlichen Summen sehr nass. Unterdurchschnittlich trocken war es im westlichen Münsterland sowie am Niederrhein mit Summen lediglich zwischen 30 und 50 Millimetern. Dies ist auch ein Grund dafür, dass einige Nmin-Proben nicht bis in die Tiefe von 90 cm gezogen werden konnten. Da die Wasserspeicher nach wie vor noch nicht wirklich aufgefüllt sind und die Wasseraufnahme durch die Pflanzen zuletzt hoch ausfiel, war die Probenahme hierdurch erschwert. Insgesamt war das Wetter sehr wechselhaft; sonnige Abschnitte wechselten sich mit bewölkten und regnerischen Abschnitten ab. Hinzu gesellte sich oft ein permanent böiger bis kräftiger Wind. Die Temperaturen kletterten langsam aber stetig von einem kühlen Zeitraum in der zweiten Maidekade mit nur unteren zweistelligen Tageswerten auf schwül-warme Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius Anfang Juni. In der warmen Periode gab es örtlich das ein oder andere Gewitter. In Ostwestfalen kam es am 20. und 21. Mai regional zu sehr heftigen Niederschlagsereignissen, welche in der Menge nicht immer vom Boden aufgenommen werden konnten und das Wasser deshalb eher oberflächlich abfloss. Auf nacktem Boden ergab sich währenddessen durchaus das ein oder andere Erosionsereignis. Da sich in den Regionen mit leichten Böden wie im westlichen Münsterland oder auch am Niederrhein niedrige Niederschlagsmengen ergeben haben, war eine Verlagerung oder Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff in der Regel nicht gegeben. Dort, wo sich die höheren Niederschlagssummen ereigneten, sind eher schwerere Bodenarten vorzufinden, auf denen die Sickerwasserbildung erst später ausgelöst wird. Da die Wasserspeicher in den vorangegangenen Monaten aber größtenteils immer noch nicht aufgefüllt wurden, ist auf diesen Böden auch deshalb nicht von N-Verlusten auszugehen. Sich ergebende Verlagerungen vom Oberboden in untere Wurzelschichten sind weniger tragisch zu sehen, da die Winterungen seit längerem den ganzen durchwurzelbaren Raum durchdrungen haben und deshalb das Wasser und Nährstoffe auch dort erschließen können. Da sich die Winterungen in der generativen Phase befinden und daher ihr Maximum an Biomasse gebildet haben und weiterhin assimiliert wird, wurden zuletzt auch hohe Verdunstungsmengen von Tagesmengen von z.T. über 10 Litern pro m² erzielt. Der erwähnte Wind hat hier seinen Übriges beigesteuert.   

Zuletzt meist gute Mineralisationsbedingungen

Während die Mineralisationsbedingungen in der ersten Hälfte des Beobachtungszeitraums durch die niedrigen Temperaturen eher bescheiden ausfielen, stellten sich in der zweiten Hälfte hingegen gute bis sehr gute Bedingungen dort ein, wo genügend Feuchtigkeit im Oberboden vorlag. Die Feuchtigkeit wirkte hier dann begrenzend. Auch geringfügiger Niederschlagssummen, sofern sie den Boden wenige Zentimeter durchfeuchten, haben durchaus das Vermögen, kurzfristige Mineralisationsschübe hervorzubringen. Unter mit den Reihenkulturen Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben bestellten Flächen hat bei dem noch nicht stattgefundenen Zwischenreihenschluss die noch offene, dunkle Oberfläche einen zusätzlichen Effekt auf die Mineralisation ausgeübt. Das gilt insbesondere für die Flächen mit hohem organischen Anteil in der Krume, die entsprechend dunkler sind.

Abschlussdüngung bei Weizen – Entleerte Flächen bei restlichem Getreide

Für die Abschlussdüngung mit Stickstoff im Getreide ergaben sich innerhalb des Beobachtungszeitraums immer wieder günstige Zeitfenster. Am Niederrhein, wo die Ährengabe zu einigen Getreidearten häufig praktiziert wird, war hier die Anwendung von Flüssigdünger wie z.B.  AHL aufgrund der geringen Niederschläge die bessere Wahl. In Abhängigkeit vom Abstand zwischen Probenahme und Düngung sind die Nmin-Werte unter den Winterweizenflächen im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen oder wieder – bedingt durch eine Aufnahme -  auf ähnlichem Niveau wie zuvor. Auch unter Flächen, wo jüngst Ammoniumdünger zur Anwendung kam, konnte aufgrund der warm-feuchten Witterung zuletzt und die sich daraus ergebende schnelle Umsetzung hin zu Nitratstickstoff (Nitrifikation) i.d.R. kein Ammonium mehr in der Probe nachgewiesen werden.  Insgesamt zeigt sich aber – eine Auswaschung an Nitratstickstoff einmal ausgeschlossen – das die Getreidekulturen das N-Angebot bislang gut genutzt und aufgenommen zu haben scheinen. Unter den mit Wintergerste, Winterroggen sowie mit Wintertriticale bestellten Flächen liegt der durchschnittliche Nmin-Gehalt bei 15 kg/ha und damit auf einem, für den Zeitpunkt, eher normalen Niveau. Manche Flächen, wie z.B. die Wintergerstenfläche in Münster oder die beiden mit Wintertriticale bestellten Flächen in Delbrück-Westenholz sind zum Beispiel ganz, bzw. nahezu entleert.             

Langsame Entwicklung bei Mais

Die wärmeliebende Kultur Mais hatte im Mai von den Witterungsbedingungen her einen eher sehr schweren Start; v.a. die kalten Nächte ließen die Böden immer wieder sehr auskühlen. Glücklicherweise befand sich der Wachstumspunkt während der sehr kühlen Phase in der zweiten Maidekade meist noch unter der Bodenoberfläche, sodass die Erfrierungen meist nur oberflächlich stattfanden. Dennoch sind dieses Jahr einige Ausfälle und damit Lücken in den Reihen zu beobachten. Die kühle Witterung hat außerdem zu einer schlechten Phosphataneignung der jungen Maispflanze gesorgt, weshalb sortenbedingt P-Mangelsymptome nicht selten waren in diesem Zeitraum. Mangelsymptome sind auf gut mit Phosphat versorgten Böden aber nicht unbedingt als Ertragseinbußen gleichzusetzen. Es handelt sich vielmehr um einen kurzfristigen temporären Mangel aufgrund der schlechten Aneignung auf kalten Böden (ein standortspezifisch optimal eingesteller pH-Wert vorausgesetzt!). Insgesamt lag die Entwicklung des Mais zum Zeitpunkt der Nmin-Probe weit zurück. Mit der Sommersonnenwende in wenigen Tagen schließt der Mais die vegetative Phase schnell ab und geht in die generative Phase über und beginnt zu blühen, sodass in diesem Jahr witterungsbedingt wahrscheinlich mit geringer Stängel- und Blattmasse insgesamt gerechnet werden kann. Dies bedeutet gleichzeitig aber auch, dass der Mais erst verhältnismäßig sehr spät nennenswerte N-Mengen aufnimmt in diesem Jahr. Aufgrund der witterungsbedingten Effekte auf den Oberboden weisen die Nmin-Proben der meisten Flächen bei den Reihenkulturen Zuckerrübe, Mais sowie Kartoffel dreistellige Werte auf, wobei sich der größte Teil naturgegeben in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) analysieren ließ. Sofern sich keine Auswaschungsverluste mehr ergeben, werden die Pflanzen große Anteile dieses Stickstoffpools aktuell und in nächster Zeit nutzen können. Die Trockenheit vielerorts zwingt die Pflanzen eher tief zu wurzeln, wodurch sich ein gutes Aneignungsvermögen bis in tiefere Schichten ergibt.

Autor: Holger Fechner