Nitradienst Juli 2019

Wintergersten StoppelnBild vergrößern
Wintergerste ist meist gedroschen. Durch die Witterung der Vormonate und eine frühe Abreife bedingt ergeben sich an einigen Standorten hohe Nmin-Vorräte.

Deutlich zu trocken    

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Juni bis Anfang Juli. Der vierwöchige Betrachtungszeitraum stellte sich insgesamt erneut deutlich zu trocken dar. Damit setzte sich der Wasserstress aus den vorangegangenen Monaten in weiten Teilen des Landes für die angebauten Kulturen weiter fort. Zu Beginn des Zeitraums in der zweiten Junidekade kam es in einigen Regionen zu geringen Niederschlagsmengen, die aber in der Summe meist im unteren zweistelligen Bereich lagen. Bei diesem Regenfenster blieb es dann auch über den Beobachtungszeitraum. Danach war er erneut von Sonne und Trockenheit geprägt. Im Landesmittel fielen an den Wetterstationen während des vierwöchigen Zeitraums in der Summe lediglich knapp 30 Millimeter. Bezogen auf das langjährige Mittel ist dies weit weniger als die Hälfte der üblichen Menge! Wasser, welches die kultivierten Sommerungen derzeit dringend benötigen. Die Unterschiede zwischen den Regionen waren, bezogen auf diesen Zeitraum, gar nicht so groß. Die Maximalwerte lagen gerade einmal bei 50 Millimeter. Zur trockenen, sonnigen Witterung gesellten sich warme Temperaturen dazu. Die Tagestemperaturen bewegten sich landesweit in einem Korridor von 20 bis 30 Grad Celsius; etwas wärmer mit über 30 Grad war es Mitte der zweiten Junidekade. Seitdem fielen die Temperaturen kontinuierlich bis zum Zeitpunkt der Probenahme auf gemäßigte 20 Grad ab. Die Nachtemperaturen fielen während des gesamten Zeitraums kaum unter die Marke von 10 Grad Celsius. Damit blieben die Böden durchweg erwärmt. Größere Niederschlagsmengen hätten hier für deren Abkühlung gesorgt. Dort, wo das wenige Wasser anteilig in die warme Krume eindringen konnte, waren größere Mineralisierungseffekte zu erwarten, weil die Kombination aus Temperatur und Feuchtigkeit die mineralisierenden Mikroorganismen in ihrer Aktivität positiv beeinflussen.

Die geringfügigen Niederschläge Anfang des Beobachtungszeitraums haben allemal dazu geführt, die Krume leicht anzufeuchten. Das meiste Wasser wird im oberirdischen Blatt- und Stängelmaterial hängen geblieben sein und ist wohl von dort aus direkt wieder verdunstet. Schwerere Böden sind mittlerweile meist so verkrustet, dass der Niederschlag schlecht infiltrieren kann. Dazu bedarf es erst eines länger anhaltenden Landregens. Sickerwasserbildung und damit einhergehende Verlagerung oder Verluste an Nitratstickstoff aus der Wurzelzone dürften innerhalb des Betrachtungszeitraums nicht stattgefunden haben, was auch die Darstellung des DWD über die nutzbare Feldkapazität in den oberen bestätigen. Diese lag bei der Bodenart sandiger Lehm unter bewachsenem Boden für die Krume in allen Regionen bei mittlerweile unter 10 %. Erst in tieferen Schichten wird das nutzbare Wasserangebot etwas besser. Inwieweit der nach dem jüngsten Beprobungszeitpunkt angekündigte Niederschlag für Entspannung sorgt, bliebt zum jetzigen Zeitpunkt abzuwarten. Mit dem Wasserdefizit der letzten Wochen und Monate waren die Kulturen in der Regel nicht in der Lage, das Stickstoffangebot optimal auszunutzen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, auf eine ausreichende mit Kali- und Magnesium ernährte Pflanze hinzuweisen. Insbesondere diese Nährstoffe haben einen entscheidenden Einfluss auf deren Stresstoleranz hinsichtlich Trockenheit und Hitze.

Ernte der Wintergerste und häufig große N­min-Vorräte

Die trockene Witterung wurde genutzt, um viele Wintergerstenbestände zu ernten. Auch bei den Referenzflächen des Nitratdienstes ist dies bis zum Probenahmezeitpunkt schon vielfach passiert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit konnten einige Standorte in diesem Monat entweder gar nicht oder nur in den oberen Bodenschichten beprobt werden. Von daher ergibt sich nicht immer ein repräsentatives Bild über das Vorkommen des mineralischen Bodenstickstoffs. Unter den abreifenden Wintergersten-, Wintertriticale- sowie mit Winterroggen kultivierten Flächen liegen unter allen Flächen zweistellig Nmin-Werte aus den gemessenen Schichten vor, wobei der Größte Stickstoffanteil in der Krume nachgewiesen werden konnte. Selbiges trifft für die in Stoppel liegenden geernteten Wintergerstenschläge zu. Da in vielen Fällen noch einige Kilogramm Stickstoff aus der meist nicht beprobten Schicht 60 bis 90 cm hinzugerechnet werden müssen, ist der Nmin-Vorrat unter vielen Flächen zu diesem Zeitpunkt als hoch zu bewerten. Zu erklären ist dies zum einen durch die während der kompletten Wachstumsperiode hinweg kaum gegebenen Sickerwasserverluste als auch durch die Trockenheit bedingte schlechte Verwertung des N-Angebotes durch die Pflanzen. Da in vielen Fällen wohl eine Winter-Zwischenfrucht oder Winterraps angebaut wird, ist die Frage nach einem tatsächlichen Düngebedarf zu diesen Kulturen im Einzelfall fachlich entsprechend zu bewerten. Der für die Anssaat der Kulturen stattfindende Bodeneingriff wird durch mineralisierende Effekte ein weiteres N-Angebot, insbesondere auf den organisch gedüngten Standorten bereitstellen. Unter den mit Winterweizen bestellten Flächen gibt es hingegen einige Beispiele, wo derzeit in den meist nur oben gemessenen Schichten auch Nmin-Werte im einstelligen Bereich gemessen wurden. Die N-Ausnutzung dieser Kultur ist daher - für diese Fälle gesprochen - besser als bei den zuvor genannten Getreidekulturen. Dies mag mit Sicherheit an den besseren Böden liegen auf der diese Kultur angebaut wird und wo der Wasserstress nicht so gegeben war als auch an der späteren Abreife und damit längeren Wachstumszeit, durch die das Sickstoffangebot noch effizienter ausgenutzt wird. Unter der geernteten Wintergerstenfläche in Weilerswist ist mit einer ersten Bodenbearbeitungsmaßnahme der Stoppelsturz erfolgt. Diese Fläche ist ein gutes Beispiel für eine stattgefundene Mineralisierung. Von zuletzt im Juni gemessenen 12 kg/ha Nmin konnten nach der Bearbeitung 30 kg/ha gemessen werden. Der Anstieg des Wertes erfolgte weitestgehend in der Krumenschicht.

Genügend Vorräte unter Maisflächen

Bei den mit Zuckerrüben bestellten Flächen konnten nach im Vormonat noch teilweise dreistellig gemessenen Werten nun zweistellige Nmin-Werte nachgewiesen werden. Dies kann für die meist selten organisch gedüngten Standorte als angemessen bewertet werden. Die Rüben nehmen derzeit große Mengen des Hauptnährstoffs auf, bei gleichzeitig nur geringer Nachlieferung. Unter den mit Mais bestellten und in der Regel organisch gedüngten Flächen hingegen sind die Werte meist deutlich höher und liegen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im dreistelligen Bereich. Trotz eines hohen N-Bedarfs dieser Kultur zurzeit werden gleichzeitig große Mengen aus dem Bodenvorrat nachgeliefert. Mineralisierungsschübe lassen sich an den zum Teil gemessenen Ammonium-N-Werten in der Krumenschicht einiger Flächen identifizieren. Bei der Fläche in Versmold resultiert der gemessene Ammonium-N-Wert hingegen aus einer organischen Düngemaßnahme in den stehenden Bestand im Juli. Dem Mais sollte somit im Allgemeinen genügend Stickstoff bis zur Ende der Vegetation zur Verfügung stehen, zumal er in den bereits trockenen Monaten seit der Aussaat ein tiefes Wurzelsystem ausgebildet hat. Mit dessen Hilfe kann er sich die Nährstoffe entsprechend erschließen – vorausgesetzt, es kommt noch zu ausreichend Niederschlägen auf diesen Standorten.

Autor: Holger Fechner