Nitratdienst September 2019

Früh gesäter RapsBild vergrößern
Die Aussaat und Entwicklung der Winter-Zwischenfrüchte und Winterraps stellten wegen der trockenen Böden in diesem Herbst bislang eine Herausforderung dar.

Weiterhin zu trocken und noch einmal Hitze

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang August bis Anfang September. Der vierwöchige Zeitraum wurde bezüglich der Witterung erneut dominiert von anhaltender Trockenheit warmen Temperaturen sowie einer Hitzephase. Bis zu Beginn der zweiten Augustdekade war es mit Tagestemperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius gemäßigt warm. Innerhalb dieses Zeitraums kam es landesweit tageweise immer wieder zu geringfügigen Niederschlägen, die jedoch selten pro Tag mehr als 10 Millimeter ergaben und somit größtenteils wieder der direkten Verdunstung unterlagen. Ab dem 20. August wurde es dann allerdings bis zum Monatswechsel mit über 30 Grad Celsius heiß und trocken, begleitet von viel Sonnenschein.

Ab September sanken die Temperaturen sprunghaft um zehn Grad Celsius und blieben bis zur Nmin-Probenahmezeitraum bei etwa angenehmen 20 Grad. Mit dem Temperatursturz kam es dann auch wieder zu tageweisem Niederschlag, welcher aber erneut in der Menge meist bescheiden ausfiel. Durchschnittlich fielen an den Wetterstationen des DWD in NRW etwas über 50 Millimeter Niederschlag während des Beobachtungszeitraums, was ungefähr zwei Drittel des Niederschlags der langjährigen Referenzperiode (1981 bis 2010) ausmacht. Nur selten wurden hierbei die dieses Mal durchschnittlich gemessenen Mengen wie z.B. an der Station Gronau im nordwestlichen Münsterland (94 Millimeter) übertroffen. Deutlich geringeren Niederschlag mit lediglich knapp 30 Millimetern während der vierwöchigen Beobachtungszeitraums gab es z.T. in Süd- und Ostwestfalen. Aufgrund der bereits vorangegangen zu trockenen Monate – im Juli kam es nur zu knapp der Hälfte des durchschnittlich gemessenen Niederschlags - verschärfte sich der Trockenstress für die Pflanzen zunehmend. Vom DWD wurden in den letzten Wochen für alle Landesteile die nutzbare Feldkapazität in der oberen Wurzelzone als fast komplett entleert angeben! Erst in tieferen Schichten ist noch nutzbares Wasser vorhanden. Die anhaltenden warmen und heißen Lufttemperaturen sowie die sehr geringen Niederschläge sorgten dafür, dass die Bodentemperaturen auf einem warmen Niveau gehalten wurden. 

Verfrühte Abreife bei Mais und erschwerte Aussaatbedingungen

Das trocken warme Wetter hat für eine beschleunigte Reife bei den Sommerungen geführt. Viele Maisflächen zeigen sich heterogen, was meist an lokalem Wasserstress liegt und damit aufmerksam auf unterschiedliche Bodenverhältnisse macht. Um den Beprobungszeitraum herum waren schon einige Silomaisflächen geerntet. Parallel wurde mancherorts schon mit der Kartoffelernte begonnen. Mancherorts sind hier - wie auch im letzten Jahr - die Rodungsbedingungen wegen des trockenen, verkrusteten Bodens erschwert. Problematisch stellte sich die Bestellung und Aussaat der Feinsämereien wie manche Winterzwischenfruchtarten und vor allem des Winterraps bislang dar. Vor allem letzterer ist auf die Bereitung eines feinkrümeligen Saatbetts angewiesen, was aber mancherorts durch Klutenbildung auf den mittleren und schweren Böden eine Herausforderung dargestellt hat. An dieser Stelle soll deshalb noch einmal auf eine gute, standortangepasste Kalkversorung des Bodens hingewiesen werden, der die Bodenstruktur erhält, bzw. fördert. Die Neuaussaaten hatten bislang mit dem Wasserstress zu kämpfen, was sich mancherorts in einem heterogenen Auflaufen und Frühentwicklung zeigt. Ob sich diese Kulturen bis zu Vegetationsende einheitlich homogen entwickeln können, wird v.a. am vorhandenen Wasserangebot in den kommenden Wochen liegen.

Unter den mit Zuckerrüben bestellten Flächen haben diese den Stickstoff weitestgehend verwertet und es konnten zuletzt nur noch geringe Nmin-Gehalte gemessen werden. Anders sieht es unter den noch nicht geernteten Maisschlägen aus, wo durchschnittlich noch über 70 kg/ha Nmin gemessen wurden. Dies kann auf den Trockenstress und der damit verbundenen schlechten N-Aufnahmeraten sowie auf parallel stattfindende Mineralisierung von Stickstoff im Oberboden dieser organischen Standorte zurückgeführt werden. Letzteres wird z.B. anhand der Flächen in Versmold oder Bocholt ersichtlich, wo die Nmin-Werte in der Krumenschicht angestiegen sind.

Akkumulation von Stickstoff in der Krumenschicht

Mineralischer Stickstoff sollte für die vorwinterliche Entwicklung der Winterungen und Winter-Zwischenfrüchte nicht das Problem darstellen, wie anhand der gemessenen Nmin-Werte unter den Referenzflächen abzulesen ist. Die über viele Wochen unterdurchschnittlichen Niederschlags- und hohen Verdunstungsraten haben die Bildung von Sickerwasser auf nahezu allen Bodenarten unterbunden und den Stickstoff in der Wurzelzone halten können. Die z.T. unerwartet durchschnittlichen bis guten Kornerträge bei den Druschfrüchten haben zumindest dafür gesorgt, dass das Stickstoffangebot, bestehend aus Nmin-Gehalt, Nachlieferung sowie Düngung entsprechend ausgenutzt werden. Es konnte deshalb vielerorts von zufriedenstellenden N-Bilanzen ausgegangen werden.

Die trockenen Böden haben das Ziehen einer Nmin-Probe vielfach erschwert, sodass einige nicht bis in die Tiefe von 90 Zentimeter gezogen wurden. Es zeigt sich jedoch, dass unter den meisten Flächen der mineralische Stickstoff in den oberen 30 Zentimetern vorliegen und darunter selten größere Mengen gemessen wurden. Von den durchschnittlich gemessenen 70 kg/ha Nmin unter den in Stoppeln liegenden und ungedüngten Flächen waren durchschnittlich 54 kg/ha allein in der Krume messbar. Wenn der Boden im Zuge der Neuaussaaten bewegt wird, wird weiterer Stickstoff freigesetzt. Durch die hohe Akkumulation an Stickstoff in der oberen Wurzelzone ist ein Düngebedarf fachlich oft zu hinterfragen. Durchschnittlich werden für eine normale Herbstentwicklung von den Getreidearten Wintergerste, Wintertriticale und Winterroggen zwischen 30 und 50 kg/ha N und von Winterweizen lediglich 10 bis 30 kg/ha Stickstoff vor Vegetationsende aufgenommen. Bei Winterraps sind es hingegen durchschnittlich 40 bis 80 kg/ha, die dieser mit seinem tiefer reichenden Wurzelsystem bis zum Jahresende aufnimmt. Aktuell konnten durchschnittliche Nmin-Gehalte zwischen 50 und 70 kg/ha in den beiden oberen Bodenschichten unter den ungedüngten Flächen mit dem Status Stoppel, 1. oder 2. Bodenbearbeitung gemessenen werden. Unter den Referenzflächen wurden bislang nur wenige – dort, wo erlaubt - zusätzlich gedüngt

Sperrfrist für Dünger mit wesentlichem N-Gehalt

Die Sperrfrist für Dünger mit einem wesentlichen N-Gehalt beginnt grundsätzlich mit Ernte der letzten Hauptfrucht. Zu manchen Kulturen und unter bestimmten Kriterien ergeben sich Ausnahmen von der Sperrfrist und es dürfen bis Ende September Stickstoffdünger appliziert werden. Sollte sich ein Düngebedarf ergeben, ist auch hier eine vereinfachte Düngebedarfsermittlung schriftlich zu dokumentieren. Für Zweitfrüchte, die in diesem Jahr noch geerntet werden sollen, besteht bei Aussaat nach dem 15. September kein N-Düngebedarf mehr. Informationen zur Herbstdüngung, Düngung von Zweitfrüchten sowie Dokumentationshilfen zur Düngebedarfsermittlung finden Sie unter www.duengung-nrw.de.

Autor: Holger Fechner