Nitratdienst Oktober 2019

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Die noch nicht abgekühlten Böden, die warme Witterung sowie die einsetzenden Niederschläge haben für günstige Mineralisationsbedingungen gesorgt. Dies lässt sich häufig auch an unbearbeiteten Flächen anhand des aktuell gemessenen Nmin-Gehaltes nachvollziehen.

Endlich Wasser

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang September bis Anfang Oktober. Der Zeitraum war geprägt von deutlich mehr Niederschlag als die Monate zuvor. Endlich konnte ein Großteil der Bodenproben wieder bis in eine Tiefe von 90 cm gezogen werden, sodass eine repräsentativere Aussage über die tatsächlich vorhandenen Stickstoffvorräte im Boden gemacht werden kann. Der Niederschlag hat die unteren Bodenschichten jedoch oft noch nicht durchdringen können, sodass manche Einstiche nicht immer bis in die volle Tiefe von 90 cm vorgenommen werden konnten. Durchschnittlich fielen zwischen dem letzten Probenahmetermin und dem jetzigen an den Wetterstationen des DWD in NRW knapp 80 Millimeter Niederschlag, was ziemlich genau dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Langsam fand damit eine Durchfeuchtung des Oberbodens statt und das langanhaltende starke Defizit konnte etwas ausgeglichen werden. Im Unterboden ist, wie beschrieben, noch nicht viel Wasser angekommen, sodass auf den mittleren und schweren Böden keine Auswaschung von mobilem Nitratsticksoff stattfinden konnte, jedoch eine Verlagerung. Auf dem ein oder anderen leichten Boden ist je nach Niederschlagssumme auch von einer Auswaschung auszugehen. Etwas mehr als 100 Millimeter wurden in Ostwestfalen, dem Bergischen Land oder auch am nördlichen Niederrhein gemessen. Etwas trockener als im Durchschnitt von NRW blieb es hingegen im nördlichen und südlichen Rheinland. In der ersten Hälfte des Beobachtungszeitraums bis zum Ende der dritten Septemberdekade war es noch weitestgehend niederschlagsfrei und es gab viel Sonnenschein. Erst dann setzen landesweit die Niederschläge ein, die in den ersten Tagen meist nur einstellige Summen ergaben, ab dem Monatswechsel bis zum Probenahmedatum jedoch vielerorts zweistellige Tagessummen in Form von ausgiebigem Landregen zusammenbrachten. Die Tagestemperaturen blieben bis Ende September mit um die zwanzig Grad Celsius auf einem eher hohen Niveau. Ab dann sanken die Temperaturen täglich kontinuierlich und erreichten um den Probenahmetermin mit ca. zehn Grad Celsius nur noch knapp einen zweistelligen Wert. Die Nachttemperaturen blieben bis auf eine Nacht am zwanzigsten September, wo Temperaturen um den Gefrierpunkt gemessen wurden, insgesamt sehr mild. Boden- oder Luftfrost hat das Geschehen somit so gut wie noch nicht beeinflusst und das Bodenleben sowie pflanzliche Entwicklung waren höchst aktiv.

Ernte der Sommerungen, Bodenbearbeitung und Aussaat der Winterungen

Der trockene, sonnige Abschnitt Anfang September wurde vielerorts dazu genutzt, Silomais zu häckseln, Körnermais zu dreschen oder auch um Kartoffeln oder schon die ersten Zuckerrüben zu roden. Außerdem wurden auf geräumten Flächen Bodenbearbeitungsmaßnahmen durchgeführt und Winterraps und Wintergerste ausgesät. Den Neuansaaten taten die einsetzenden Niederschläge anschließend sehr gut und sicherten das Auflaufen. Für gewisse Kulturen, wie z.B. Wintergerste nach der Vorfrucht Getreide oder auch zu Zwischenfrüchten oder Winterraps nach Vorkulturen, die wenig Stickstoff hinterlassen, bestand noch bis zum 1. Oktober eine Ausnahme von der regulären Sperrfrist. Die Sperrfrist bezieht sich auf das Ausbringen von Düngemitteln, die einen wesentlichen N-Gehalt aufweisen und beginnt grundsätzlich nach Ernte der letzten Hauptfrucht. Bedingung für die Ausnahme einer Düngung war jedoch, dass die genannten Kulturen bis zu einem definierten Stichtag eingesät sein mussten. Im Falle von Winterraps und Winter-Zwischenfrüchten musste dies bis zum 15. September geschehen sein, was in diesem Jahr sehr gut mit dem Witterungsverlauf passte. Für Wintergerste hingegen reichte es, wenn diese bis zum 30. September gesät wurde. In den genannten Ausnahmefällen konnte noch eine moderate Stickstoffdüngung von maximal 30 kg/ha Ammoniumstickstoff, bzw. 60 kg/ha Gesamtstickstoff durchgeführt werden. Meist wurde dieser Bedarf in Form von Wirtschaftsdüngern gedeckt.

Meist ausreichende Stickstoffvorräte vorhanden und N-Aufnahme erkennbar

Von den Referenzflächen sind sieben mit Wintergerste bestellt worden. Auf zwei davon wurde eine N-Düngung durchgeführt. Im Durchschnitt können unter dieser Kultur derzeit 90 kg/ha Nmin gemessen werden, wobei allein knapp 50 kg in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) und wiederum ein anderer Teil von etwa 30 kg in der darunter befindlichen Schicht (30 bis 60 cm) messbar sind. Auch wenn man die zwei ungedüngten Flächen in Lage und Bünde außen vorlässt, ist das Nmin-Niveau mit knapp 80 kg/ha sehr hoch. Bestellvorgang und Aussaat sowie die noch milden Bodentemperaturen und die Niederschläge haben hier die Mineralisation der Erntereste und organischen Substanz im Allgemeinen begünstigt. Somit wird den Pflanzen ein großer und ausreichender Vorrat für die vorwinterliche Entwicklung bereitgestellt. Dies kann sich später anhand mastiger, üppiger Bestände zeigen, die krankheitsanfälliger sein können. Außerdem nimmt die Gefahr der Auswinterung zu. Beide mit Winterraps bestellten Flächen sind mit Stickstoff gedüngt worden. Die mittlerweile meist gut entwickelten Rapsbestände im Land haben bei der vorherrschenden günstigen Witterung gewisse N-Mengen aufnehmen können. Unter der Fläche in Bornheim konnte mit gut 60 kg/ha Nmin genauso viel Stickstoff gemessen werden, wie zur Probenahme Anfang September. Hier kann es sein, dass die knapp 30 kg/ha Nmin, die aus der Krume gegenüber dem Vormonat verschwunden sind, teilweise in die darunterliegende Schicht abgerutscht sind, weil sich hier der Wert etwas erhöht hat. Auf der Fläche in Greven lässt sich die erst Oktober durchgeführte Düngung anhand des erhöhten Nmin-Wertes gut nachvollziehen. Aber auch hier hat es anscheinend eine Verlagerung eines Teils des Stickstoffs in die mittlere Bodenschicht gegeben, wo sich der Wert gegenüber dem Vormonatswert deutlich erhöht hat.

Mineralisationsprozesse lassen sich auch in der Krumenschicht der noch stehenden Zuckerrüben festhalten, wo die Nmin-Werte oft leicht gestiegen sind. Gleichzeitig kann man noch auf eine Aufnahme von Stickstoff bei der noch stoffwechselaktiven Pflanze ausgehen, sodass die Mineralisation sich hier nur ansatzweise in den erhöhten Werten zeigt. Eine Mineralisation zeigt sich alleine auch schon unter den geernteten aber nicht bearbeiteten Maisstoppelflächen, wo die Nmin-Werte in der Krumenschicht oft leicht gestiegen sind und die günstigen Witterungsbedingungen damit wiederspiegeln. So z.B. unter den Flächen in Bocholt Barlo, in Borkenwirthe, Dorsten oder auch Petershagen-Frille. Andererseits gibt es hierunter auch Flächen – meist mit einer leichteren Bodenart -, wo es Verluste an Nitratstickstoff durch Auswaschung gab. So z.B. in Bocholt und Kevelaer. Unter sehr vielen Flächen, wo eine Bodenbearbeitung stattgefunden hat, sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonatswert deutlich nach oben geklettert. Aufgrund der Durchmischung des Bodens, wobei die Kontaktfläche zwischen Bodenorganismen und organischen Substanz erhöht wird, und aufgrund des Einbringens an Sauerstoff in die Krume wurde die Neubildung von mineralischem Stickstoff gefördert. Aber auch in dieser Kategorie gibt es in Abhängigkeit mit der Bodenart und Niederschlagssummen Flächen mit Auswaschungsverlusten. Die Fläche in Straelen wird in Kürze mit Wintergerste bestellt und es wurde bereits eine N-Düngung durchgeführt, weshalb der Nmin-Wert entsprechend hoch ausfällt.

Auch die meisten mit Zwischenfrüchten bestellten Flächen sind mittlerweile sehr gut entwickelt und profitieren von den gedüngten und durch die Mineralisierung bereitgestellten N-Vorräten und der günstigen Witterung. Unter solchen Beständen sind die Nmin-Werte meist deutlich rückläufig. Die Pflanzen haben hier bereits größere Mengen an Stickstoff aufgenommen und in ihrer eigenen Biomasse eingebaut und erfüllen somit eine ihrer Hauptaufgaben hinsichtlich des Wasserschutzes.

Autor: Holger Fechner