Nitratdienst Dezember 2019

Maisstoppeln mit GrasuntersaatBild vergrößern
Gut etablierte Kulturen, wie hier die Gras-Untersaat in Mais, konnten zuletzt von den Niederschlägen, den milden Temperaturen und tendenziell hohen Nmin-Werten in der Krumenschicht profitieren.

Durchschnittlich nass aber insgesamt zu warm

Der Nitratdienst berichtet für dieses Jahr das letzte Mal über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen. Der Beobachtungszeitraum reicht von Anfang November bis Anfang Dezember. Der Zeitraum war geprägt von niederschlagsreichen und trockenen Phasen im Wechsel. Sonnenstunden gab es nur wenige. Abschnitte mit Niederschlag gab es in der zweiten Novemberdekade, kurz vor dem Monatswechsel sowie Ende der ersten Dezemberdekade während der Probenahme. Im Durchschnitt der Wetterstationen in NRW fielen annähernd 80 Millimeter, was in etwa dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Deutlich mehr Niederschlag als im Landesdurchschnitt wurden regionstypisch mit über hundert Millimeter im Bergischen Land sowie Sauerland gemessen. Trockener als der Durchschnitt von NRW waren Süd- und Ostwestfalen mit zum Teil nur 30 Millimetern (z.B. Station Warburg) während des vierwöchigen Zeitraums. Die Tagestemperaturen blieben während des gesamten Novemberabschnitts im einstelligen Plusbereich. Kurz vor dem Monatswechsel wurden sogar für wenige Tage untere zweistellige Werte erzielt, bevor die Temperaturen im Zuge eines Hochdruckgebietes winterlich kalt bis zum Gefrierpunkt abfielen. Hier kam es in den meisten Regionen dann auch zu leichtem Bodenfrost. Danach kletterten sie dann bis zum Probenahmezeitraum wieder leicht an. Bis auf sehr wenige Tage blieben die Nachttemperaturen während des Beobachtungszeitraums im Plusbereich.

Insgesamt war der Beobachtungszeitraum somit durchschnittlich feucht aber dafür zu mild. Der Niederschlag hat dafür gesorgt, dass die vom zuvor trockenen Jahr entleerten Böden wieder bis in tiefere Schichten durchfeuchtet werden konnten, wovon die Vegetation und das Bodenleben profitieren. Die Probenahme konnte zu Beginn des Dezembers in fast allen Fällen wieder bis in eine Tiefe von 90 cm gezogen werden, was bis dato auf vielen Böden lange nicht mehr möglich war. Damit wird mit Hilfe des Nitratdienstes auch wieder ein repräsentativeres Bild über die Anwesenheit von mineralischem Stickstoff in der Wurzelzone abgebildet. Anfang Dezember wurden auf vielen bewachsenen Standorten wieder an die hundert Prozent pflanzenverfügbares Wasser im Oberboden bis in eine Tiefe von 60 cm erzielt. Auf leichten Böden, wie z.B. im westlichen Münsterland, die eine geringere Speicherkapazität besitzen, konnte sich Sickerwasser bilden, welches mobilen Nitratstickstoff aus dem Oberboden in tiefere Schichten verlagert oder auch gänzlich aus der Wurzelzone ausgewaschen hat. Aufgrund der weitestgehend milden Lufttemperaturen blieben auch die Bodentemperaturen in der Krume – dort, wo das Bodenleben hauptsächlich aktiv ist - mild. Damit blieben nicht nur die Pflanzen trotz der sehr kurzen Tageslichtlängen, sondern auch das Bodenleben weitestgehend aktiv, sodass noch nicht von einer Vegetationsruhe gesprochen werden kann. Auch die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus den organischen Bodenbestandteilen wie etwa aus Ernteresten war damit weiterhin möglich. Viele der angebauten Zwischenfrüchte waren zumindest bis Ende November aktiv; die wenigen leichten Fröste haben auch den empfindlichen Zwischenfruchtarten nur wenig Schaden zugeführt. Sie konnten somit ihre Funktionalität in allen Belangen aufrechterhalten. Erst mit den stärkeren Frösten um den Monatswechsel kam es zum Abfrieren einiger Arten und Bestände.

Innerhalb des Beobachtungszeitraums galt die Sperrfristregelung, sodass keine Düngemittel mit einem wesentlichen Stickstoffgehalt ausgebracht werden durften. Lediglich Festmist von Huf- und Klauentieren, Kompost und Champost dürfen noch bis Mitte Dezember aufgebracht werden, bevor auch für diese Düngemittel eine einmonatige Sperrfrist eingehalten werden muss. In einigen Regionen ließ die Bodenfeuchte die Bearbeitung des Bodens zu, wie z.B. das Anlegen einer Winterfurche.

Unter den mit Wintergerste, Winterroggen und Winter-Triticale bestellten Flächen sind die Nmin-Werte im Vergleich zum Vormonatswert durchschnittlich deutlich zurückgegangen. Unter Wintergerste konnten Anfang November noch durchschnittlich knapp 80 kg/ha Nmin gemessen werden, Anfang Dezember waren es mit cirka 50 kg/ha mehr als ein Drittel weniger. Unter Winterroggen und dem Winter-Triticale konnten zuletzt jeweils 36 kg/ha Nmin festgestellt werden. Hier hat sich der Wert innerhalb des vierwöchigen Zeitraums fast halbiert. Weniger deutlich ist der Rückgang des Nmin-Wertes bei der Getreideart Winterweizen. Dieser hat sich von durchschnittlich knapp 80 kg/ha Anfang November auf etwa 70 kg/ha abgesenkt. Winterweizen wurde von allen Wintergetreidearten zuletzt gesät. Aufgrund seiner geringen vorwinterlichen Entwicklung nimmt er auch wenig Stickstoff auf. Hinzu kommt, dass er auf den schwereren Bodenarten steht, wo es weniger Auswaschungsverluste an Stickstoff gibt. Auch wenn die anderen Getreidearten früher gesät wurden und einen längere Vegetationszeit hatten, gibt es in diesem Jahr auch hierunter einige weniger weit entwickelte Bestände als üblich, was an der langanhaltenden Trockenheit und z.T. an damit gekoppelten späten Aussaatterminen lag. Die milde Witterung hat die Bestände animiert, noch einiges an Stickstoff aus der Krumenschicht aufzunehmen, die kurzen Tage zu dieser Jahreszeit bremsten die Entwicklung jedoch schon deutlich. An einigen leichten Standorten ergaben sich höhere Verluste aufgrund von Sickerwasser. So z.B. unter beiden mit Wintergeste bestellten Flächen in Münster. Unter der Fläche nach Silomais konnte gar kein Stickstoff mehr nachgewiesen werden. Hier ist davon auszugehen, dass aus dem Abschnitt 30 bis 90 cm 50 kg/ha ausgewaschen wurden; bis hierhin reichten die Wurzeln der Gerste noch nicht. Unter der anderen Gerstenfläche nach Wintergerste sind aus der untersten Schicht (60 bis 90 cm) fast 20 kg/ha ausgewaschen worden. Ein anderes Beispiel ist die mit Winterweizen nach CCM-Mais bestellte Fläche in Merfeld, wo ein Rückgang des Nmin-Gehaltes von über hundert Kilogramm verbucht werden kann. Andererseits können aber auch Zugewinne an Stickstoff aufgrund einer Mineralisierung von organischem Stickstoff festgestellt werden. Unter den vier mit Winterweizen bestellten Flächen nach den spät geernteten Zuckerrüben in Kevelaer, Beckrath, Vettweiß sowie Uettrath konnten somit deutlich höhere Werte als im Vormonat gemessen werden. Die beiden mit Winterraps bestellten Flächen unterscheiden sich deutlich, was wahrscheinlich an der unterschiedlich guten Entwicklung liegt; die Aussaat- sowie Auflaufbedingungen waren für diese Kultur abermals schwierig in diesem Jahr. Die Rapsfläche in Greven ist nahezu an Stickstoff entleert, wohingegen sich auf der Fläche in Bornheim kaum ein Unterschied im Vergleich zum Vormonat nachvollziehen lässt. Insgesamt kann für alle Winterungen festgehalten werden, dass genügend mineralischer Stickstoff für eine vorwinterliche Entwicklung in den meisten Fällen ausreichen vorhanden war. Aufgrund der spät im Jahr einsetzenden Niederschläge in diesem Jahr war er zudem lange in der oberen Wurzelzone anzutreffen, wovon die Pflanzen ihren Nutzen ziehen konnten. Schlechte Feldaufgänge und eine verzögerte Entwicklung hatten meist mit der Trockenheit zu tun. Die meisten Zwischenfruchtarten befanden sich im November in der generativen Phase, sodass nur noch wenig Stickstoff aufgenommen wurde. Sie konnten jedoch den bereits gebundenen Stickstoff in ihrer Biomasse konservieren und leisten somit einen Beitrag zum Wasserschutz. Die mit einer Greening-Zwischenfrucht und einem hohen Senf-Anteil bestellte Fläche in Rheda-Wiedenbrück ist ein Beispiel dafür, dass die Fröste um den Monatswechsel den Senf zum Absterben gebracht hat. Hier wurde Stickstoff, der vorher in der oberirdischen Biomasse gebunden war, im Oberboden in Form eines anteiligen Ammonium-Stickstoff-Gehaltes wiedergefunden.

Autor: Holger Fechner