Nitratdienst Juni 2020

Wintergerste im RegenBild vergrößern
Endlich ein wenig Niederschlag - dieser fiel nur sehr unterschiedlich verteilt. Langanhaltende Landregen fehlen bis dato.

Nur etwas Niederschlag

Der aktuelle Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni. Bis zum Probenahmestichtag herrschten immer noch sehr trockene Bedingungen in allen Bodenschichten, sodass viele Proben nur bis zu einer Tiefe von 60 cm gezogen werden konnten und ein Teil leider gar nicht. Von daher fällt der aktuelle Nitratdienst teilweise nicht repräsentativ aus und spiegelt nicht das komplette Nmin-Geschehen unter den Flächen ab. Der Beobachtungszeitraum zeigte sich bis zum Monatswechsel sehr sonnig, trocken und warm. Die Temperaturen stiegen zu Anfang von Tag zu Tag auf 25 bis 28 Grad Celsius an. In der ersten Juniwoche kam es dann zu einem kühlen Einbruch mit Tagestemperaturen mit lediglich 10 bis 15 Grad Celsius verbunden mit Tiefausläufern, welche regional die langersehnten Niederschläge mit sich führten. Ein solcher Einbruch findet fast relativ sicher im Juni statt und wird als Schafskälte bezeichnet. Seit diesem Zeitpunkt blieb das Wetter bis zum Probenahmezeitpunkt unbeständig und die Temperaturen kletterten langsam wieder in Richtung Ausgangsniveau von circa 20 Grad Celsius von Ende Mai. Die Niederschlagsmengen beliefen sich bis Ende der KW 24 mit knapp 70 Millimetern im Landesdurchschnitt und lagen damit ungefähr auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts für den Zeitraum. Die Verteilung viel nur sehr unterschiedlich aus. Während es im südlichen Rheinland und am Niederrhein meist nur zu etwa 40 Millimetern kam, fielen im Münsterland bis dato schon an die hundert Liter. Die z.T. großen Niederschlagsmengen am Wochenende 12.-13. Juni in Ostwestfalen hatten keinen Einfluss mehr auf die Nmin-Werte unter den Referenzflächen dort, weil die Probenahme vorher stattfand. Viele Standorte sind bislang jedoch leer ausgegangen was den Niederschlag angeht, weil immer noch langanhaltender Landregen fehlte. Eine Verlagerung oder Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff war lediglich im Münsterland auf leichten Standorten bei lokal größeren Niederschlagsmenge möglich. Der Wasserstress, der sich über die letzten Monate aufgebaut hat, bleibt weiterhin auf vielen Flächen bestehen. Dort wo möglich, wird bewässert. Der Wassermangel bringt die Getreide- und Rapsbestände nun früh zur Abreife, die Sommerungen brauchen jedoch noch dringend das Wasser. Winterweizen befand sich zum Zeitpunkt der Nmin-Probenahme meist im Blütenstadium. Auf organisch versorgten Standorten waren die Bedingungen (Bodentemperatur und Feuchtigkeit) teilweise durchaus günstig in den letzten Wochen, sodass hier einiger mineralischer Stickstoff durch die Tätigkeit der Mikroorganismen bereitgestellt wurde. Die Sommerungen Mais, Kartoffeln und Zuckerrübe nehmen derzeit viel Stickstoff auf. Das traf auch noch für die meisten Getreidearten zu. Bei der nun abreifenden Wintergerste fand und findet lediglich nur noch eine Umverteilung des in der Pflanze bereits aufgenommenen Stickstoffs statt. 

Sehr heterogene Ergebnisse unter Winterungen – höhere Werte unter Sommerungen

Insgesamt präsentieren sich die gemessenen Nmin-Werte von Anfang Juni sehr heterogen unter den Kulturen. Nur wenige Referenzflächen sind im Erhebungszeitraum noch gedüngt worden. Dies waren die mit Winterweizen bestellten Flächen in Blomberg, Brakel sowie in Petershagen-Frille. Diese Düngemaßnahme spiegelt sich jedoch nicht mehr in den aktuellen Nmin-Werten wieder, da sie noch im Mai appliziert wurden und die Pflanzen den Stickstoff bereits verwertet haben. Bei den Maisflächen wurde Anfang Juni auf den vier Flächen in Haus Düsse (beide Flächen), in Versmold sowie in Rheda-Wiedenbrück in die stehenden Bestände Gülle oder Gärreste ausgebracht. Bei beiden letzteren Flächen zeigt sich dies auch durch zweistellig gemessene Ammonium-N-Gehalte. Unter Wintergerste gibt es teilweise Flächen, die nahezu von mineralischem Stickstoff entleert sind, wie z.B. in Gescher, Kevelaer oder Linden-Neussen (alle weniger als zehn kg/ha Nmin). Unter der Fläche in Bünde ist der Wert von zuletzt 32 auf nun 72 kg/ha hingegen kräftig angestiegen, was auf ein großes Mineralisierungspotenzial hinweist. Selbiges trifft beispielsweise auch für die mit Winterroggen bestellte Fläche in Bocholt oder in Warendorf zu. Beide Flächen waren Anfang Mai nahezu entleert an Stickstoff, nun ließen sich 76, bzw. 33 kg/ha nachweisen. Auch unter Winterweizen präsentieren sich die Nmin-Werte sehr uneinheitlich in Abhängigkeit vom Mineralisierungspotenzial und N-Aufnahme durch die Pflanze. Die mit Winterraps bestellt Fläche in Ochtrup offenbart durch einen Anstieg des Nmin-Wertes von 65 kg/ha gegenüber dem Vormonat ebenfalls eine höhere Aktivität der Mikroorganismen. Ganz besonders zeigen sich die günstigen Mineralisierungsbedingungen unter nahezu fast allen Sommerungen, wo meist zweistellige Nmin-Werte gemessen werden konnten.   

Autor: Holger Fechner