Nitratdienst September 2020

Geschlegeltes Kartoffelkraut als ErntevorbereitungBild vergrößern
Zur Erntevorbereitung wurde das Kartoffelkraut geschlegelt

Frühherbstliche Witterung

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen in NRW im Zeitraum von Anfang August bis Anfang September. Nach den sommerlichen Temperaturen Anfang bis Mitte August fielen die Temperaturen in der letzten Augustdekade und über den Monatswechsel deutlich ab, nachts teilweise bis in den einstelligen Bereich. Zurzeit liegen die Bodentemperaturen in 0 – 30 Zentimeter Tiefe noch zwischen 10 – 20 Grad Celsius. Auch in den letzten Wochen ließen sich wieder lokale Witterungsunterschiede beobachten. An der Wetterstation Remscheid-Lennep fiel im gesamten vierwöchigen Beobachtungszeitraum kein Regen, so auch in Salzkotten, wohingegen an einigen anderen Wetterstationen in Ostwestfalen Niederschlagsmengen von über 100 Millimeter gemessen wurden. Im Schnitt wurden an den Wetterstationen in NRW mit knapp 70 Millimeter Niederschlag 10 Millimeter weniger als im langjährigen Mittel gemessen. Der Spätsommer brachte Ende August mit dem Sturmtief „Kirsten“ starke Sturmböen, vielerorts aber ohne Niederschlag, mit sich. Die Bodenfeuchte auf trockenen Standorten, gemessen an der nutzbaren Feldkapazität (nFK), lag in der Krumenschicht (0 – 30 Zentimeter) unter Gras durchschnittlich bei 10 %.

Erntebeginn der Sommerungen

Mit dem Ende des Sommers steht unter anderem die Kartoffelernte an. Auf einigen Standorten, so bereits auch auf zwei Referenzflächen, wurden die ersten Kartoffeln gerodet. Entsprechend der heterogenen Wasserversorgung über den Sommer fällt, auch auf den Ertrag bezogen, die Ernte regional sehr unterschiedlich aus. Unter den gerodeten Flächen lässt sich durch die Bewegung des Bodens und der damit einhergehenden erhöhten Mineralisation ein Anstieg des Nmin-Wertes feststellen. Auch die Nmin-Werte der geernteten Getreideflächen sind durch die (teilweise bereits zweite) Stoppelbearbeitung weiter gestiegen.

Mancherorts wurde bereits Mais geerntet. Zwar gab es in diesem Jahr deutlich weniger heiße Tage als in den extremen Vorjahren, die fehlende Bodenfeuchtigkeit führte an einigen Standorten dennoch zu einer verfrühten Ab- oder gar Notreife der Kultur. Auch Sturmtief „Kirsten“ sorgte vereinzelt für Schäden im Mais. Wurde Mais als Zweitfrucht angebaut, sind in diesem Jahr keine guten Erträge zu erwarten. Auf vielen Mais-Flächen stand zuvor eine Zwischenfrucht. Um das maximale Potential von Zwischenfrüchten ausschöpfen zu können, ist es wichtig, diese im Frühjahr nicht zu lange stehen zu lassen, da diese dem Boden sonst wichtige Wasservorräte für die Hauptfrucht entziehen können. Dies gilt vor allem nach milden Wintern, wenn Zwischenfrüchte nicht abfrieren.

Zwischenfruchtaussaat

Auf einigen Referenzflächen erfolgte nun die Einsaat von Zwischenfrüchten, teilweise unter erschwerten Bedingungen aufgrund der trockenen Böden. Wo erlaubt und ein Düngebedarf besteht, wurde nach der 30/60er Regel (maximal 30 kg NH4-N/ha oder 60 kg Nges/ha, bis Ablauf des 1. Oktobers) gedüngt. Dies spiegelt sich auch in den erhöhten Nmin-Werten unter diesen Flächen, wie z.B. auf den ZF-Gras-Flächen in Dorsten und Rheine-Rodde, wider. Verstärkt wurde die Umsetzung zu pflanzenverfügbarem Stickstoff durch die Bodenbewegung bei der Aussaat und die immer noch ausreichenden Bodentemperaturen. Wie sich die Zwischenfruchtentwicklung gestalten wird hängt von den anstehenden Niederschlägen ab. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der pflanzenverfügbare Stickstoff durch die Zwischenfrüchte im Verlauf des Herbstes gebunden wird.

Mit der neuen Düngeverordnung 2020 gilt in nitratsensiblen Gebieten der verpflichtende Anbau von Zwischenfrüchten vor Sommerungen, wenn diese gedüngt werden sollen. Diese Vorgabe gilt in NRW aber erst ab 2021.

Autor: Samira Bauerfeind