Nitratdienst Oktober 2020

Maisstoppeln im OktoberBild vergrößern
In den letzten Wochen wurden viele Sommerkulturen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben geerntet. Die Bedingungen für die Umsetzung der Erntereste waren zuletzt witterungsbedingt gut.

Noch lange sommerlich – pünktlich einsetzende Herbstwitterung

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang September bis Anfang Oktober unter den Referenzflächen. Die Witterung war über einen langen Zeitraum warm und trocken. Bis zur Mitte der zweiten Septemberdekade waren die Temperaturen sommerlich warm mit weit über zwanzig Grad Celsius und sehr viel Sonnenschein tagsüber. Kurzzeitig wurden am 14. September landesweit auch noch einmal heiße 30 Grad oder darüber erzielt. Dass jedoch der Herbst langsam Einzug hielt, wurde durch einstellige Nachttemperaturen deutlich. Während diese bis zum Probenahmezeitraum Anfang Oktober ohne größere Amplituden auf ähnlichem Niveau blieben, kam es bei den Tagestemperaturen erst Ende September zu einem deutlichen Abfall, verbunden mit landesweit einsetzenden Niederschlägen. Damit wurde es schlagartig herbstlich mit sehr wechselhaftem Wetter. Die Temperaturen bewegten sich seitdem tagsüber im unteren, zweistelligen Bereich. Seitdem wurden im Durchschnitt der Wetterstationen Niederschlagssummen von knapp 80 Millimeter bis zum Probenahmezeitpunkt erzielt, was leicht über dem langjährigen Mittelwert für den gesamten Beobachtungszeitraum liegt. Die Niederschläge waren jedoch nicht nur zeitlich, sondern auch landesweit sehr unterschiedlich verteilt. Während im südlichen Rheinland meist die landesweiten Durchschnittswerte erzielt wurden, blieb es im Münsterland, Süd- und Ostwestfalen mit meist nur der Hälfte des Durchschnittswertes deutlich trockener. Überdurchschnittlich nass war es hingegen mit oftmals dreistelligen Werten am, bis zuletzt sehr durch extreme Trockenheit geprägten, Niederrhein. Im Bergischen Land sowie Sauerland kam es ebenfalls zu höheren Summen. Auch, wenn dieser letzte Zeitraum wieder mehr Niederschlag brachte, ist aufgrund der vorangegangenen Monate noch ein großes Defizit im Boden vorhanden. Die nutzbaren Feldkapazitäten (nFK) lagen bis Ende letzter Woche meist nur bei der Hälfte des möglichen Potenzials. Die Niederschläge füllen den Bodenspeicher nun allmählich auf; zu einer Sickerwasserbildung konnte es bis auf Ausnahmen auf sehr leichten Böden kaum kommen. Dies wird aufgrund des entleerten Bodens auch noch länger der Fall bleiben. Der mineralische Stickstoff verblieb somit vollständig innerhalb der Beprobungstiefe von 90 cm. Darüber hinaus hat die Trockenheit im Unterboden nicht auf allen Flächen eine Beprobung auf den Nmin-Gehalt in der untersten Bodenschicht zugelassen.

Ernte und Ansaat erfolgten

Bis Ende September war der Oberboden aufgrund der vorangegangenen Witterung gut erwärmt. Die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus den organischen Ernteresten durch die Mikroorganismen war aufgrund der Trockenheit jedoch meist noch gehemmt. Mit den einsetzenden Niederschlägen waren die Bedingungen dann deutlich besser für die Mineralisation. Die langanhaltende trockene Witterung im September wurde genutzt, den sehr schnell abreifenden Silo- und Körnermais und Kartoffeln zu ernten. Bei der letztgenannten Dammkultur waren die Bedingungen wie schon in den vorangegangenen Jahren aufgrund des trockenen Oberbodens (dort, wo nicht bewässert) teilweise erschwert. Auch hat das Roden der Zuckerrüben Ende September begonnen. Bei der Kartoffel- und Rübenernte wird sehr viel Boden bewegt. Die Erntereste werden teilweise mit dem Mineralboden vermischt, das Porenvolumen und damit der Eintrag von Sauerstoff nehmen zu und die Mineralisation wird angeregt. In der Folge kommt es meist zum Anstieg der Nmin-Werte. Bei der Maisernte fehlt diese Bodenbewegung, weshalb die Nmin-Werte hier deutlich weniger ansteigen danach. Das Zeitfenster wurde auch genutzt, um Zwischenfrüchte, Winterraps sowie Wintergetreide auszusäen. Während des Bestellvorgangs wurde ebenfalls der Oberboden bewegt und dadurch die Mineralisation gefördert. Die einsetzenden Niederschläge sorgen nun für entsprechend gute Feldaufgänge und setzen das Wachstum in Gang, bei dem mineralischer Stickstoff von den jungen Pflanzen aus dem Oberboden aufgenommen wird. Die Zwischenfrüchte können somit ihrer Funktion als Stickstoffsammler vor der Sickerwasserperiode nachkommen und diesen Nährstoff in ihrer Biomasse konservieren. Zwischenfrüchte und Winterraps, die bis zum 15. September ausgesät wurden, durften in Abhängigkeit von der Vorfrucht noch bis zum Beginn der absoluten Sperrfrist am 2. Oktober mit Düngemitteln, die einen wesentlichen Stickstoffgehalt aufweisen, mit 30 kg/ha Ammonium-N oder 60 kg/ha Gesamt-N gedüngt werden. Im Falle von Wintergerste musste in Bezug auf eine Düngung die Ansaat bis spätestens 30. September erfolgen. Die Düngung wurde meist mit Wirtschaftsdüngern durchgeführt. Zu beachten war, dass auch diese Düngemaßnahme nach neuem Düngerecht spätestens zwei Tage nach dem Aufbringen dokumentiert werden musste. Die zuvor stattfindende Ermittlung des Düngebedarfs musste bei der Anwendung von organischen Düngemitteln sowohl für Stickstoff als auch für Phosphat erfolgen.

Neubildung von mineralischem Stickstoff – ausreichend Vorräte

Bei den Referenzflächen, die mit Wintergerste bestellt wurden, wurde keine Stickstoffdüngung mehr durchgeführt. Unter den gesamten mit Wintergetreide bestellten Referenzflächen liegt ein durchschnittlicher Nmin-Wert von derzeit 70 kg/ha vor, was für eine vorwinterlichen Entwicklung auf jeden Fall ausreicht. Der Nmin-Vorrat befindet sich größtenteils in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) und ist somit gut für die Pflanzen erreichbar. Mit den einsetzenden Niederschlägen wird in nächster Zeit noch weiterer pflanzenverfügbarer Stickstoff durch Umsetzungsprozesse zur Verfügung gestellt. Wenn die Witterung warm werden sollte, ist eher von einem Überwachsen der Bestände auszugehen, was auch für die meist gut etablierten Winterraps-Bestände zutrifft. Hier sollte entsprechend mit Wachstumsreglern reagiert werden (unbedingt Informationen des Pflanzenschutzdienstes verfolgen!). Unter den beiden geernteten Kartoffel-Flächen in Hemer und Schwerte sind die Nmin-Werte - wie vermutet - deutlich angestiegen. Auf vielen Flächen, wo im Beobachtungszeitraum eine Bodenbearbeitung stattgefunden hat, sind die Nmin-Werte im Vergleich zum Vormonat ebenfalls nachweislich gestiegen. Ein deutlicher Anstieg ist v.a. bei Flächen mit zweiter Bodenbearbeitung, wo die Durchmischung des Mineralbodens mit den Ernteresten noch intensiver ist, zu beobachten. Prägnantes Beispiel dafür ist die vorher mit Winter-Gerste bestellte Fläche in Stemwede Levern bei der sich durch die Bearbeitung ein Anstieg des Nmin-Wertes von 30 kg/ha ergeben hat oder auch die bearbeite Dinkel-Fläche in Bad Münstereifel, bei der es zu einem Anstieg von annähernd 90 Kilogramm pro Hektar gekommen ist. Die beiden mit der Gründüngungs-Zwischenfrucht Ölrettich bestellten Flächen in Rheine sowie Minden sind gute Beispiele für die Aufnahme von Stickstoff durch die Pflanzen. Hier lagen die Nmin-Werte im Vormonat noch im dreistelligen Bereich, während sie nun bei 22, bzw. nur noch 8 kg/ha liegen. Die guten Wachstumsbedingungen werden u.a. auch bei der mit Zwischenfrucht-Gras bestellten Fläche in Dorsten ersichtlich, wo die Pflanzen aus der Krumenschicht mehr als 50 kg/ha mineralischen Stickstoff aufgenommen haben. Die ebenfalls mit dieser Kultur bestellten Fläche in Neukirchen-Vluyn wurde wenige Tage vor der Probenahme noch gedüngt, weshalb der Nmin-Wert hier erst einmal angestiegen ist.

Autor: Holger Fechner