Nitratdienst Dezember 2020

ZuckerrübenmieteBild vergrößern
Die gute Witterung zuletzt wurde vielfach genutzt, um Sommerungen zu ernten und Wintergetreide auszusäen. Die damit verbundene Bodenbewegung stimuliert das Bodenleben und setzt mineralischen Stickstoff frei.

Viel zu warm und trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum Anfang November bis Anfang Dezember. Der gesamte Zeitraum war überdurchschnittlich mild und trocken. Die bereits sehr kurzen Tage waren außerdem mit sehr vielen Sonnenstunden ausgefüllt. Die Mitteltemperaturen des Novembers lagen vielerorts weit über dem langjährigen Mittel. An zahlreichen Stationen in Deutschland wurden sogar Rekordwerte erzielt. Auch was den Niederschlag anging war der November einer der trockensten Monate seit Wetteraufzeichnungsbeginn. In NRW fielen in weiten Teilen weniger als 50 bis 90% weniger Niederschläge als üblich. Die wenigen Niederschläge verteilten sich auf den ganzen Monat, wobei die einzelnen Ereignisse i.d.R. nie größere Summen hervorbrachten. Am Anfang des Beobachtungszeitraums Anfang November wurden bis zum Beginn der zweiten Novemberdekade landesweit Tagestemperaturen um die 15 Grad Celsius erreicht. Ab dann wurde es langsam. aber kontinuierlich kühler. Pünktlich zum Beginn des meteorologischen Winteranfangs gab es dann in der letzten Novembernacht an den vielen Wetterstationen Luft- und leichtem Bodenfrost. Seit Anfang Dezember blieben die Tages- und Nachttemperaturen auf einem unteren einstelligen Temperaturniveau; die Vegetationsruhe wurde damit eingeleitet.

Aktive Pflanzen und aktiver Boden

Die warme und trockene Witterung hatte ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Sie trocknete die obersten Bodenschichten weiter ab. Die zu Jahresende ausstehenden Tätigkeiten auf den Flächen ließen sich gut planen und erledigen. Weit entwickelte Kulturen, wie die Wintergerste etwa, gerieten an besonders warmen und trockenen, bzw. leichten Standorten teilweise unter Trockenstress. Der Wassermangel in den oberen Bodenschichten sorgt insgesamt unter vielen Flächen zu ungünstigen Bedingungen für die Pflanzen. Die nutzbaren Feldkapazitäten liegen meist weit unterhalb des maximal Möglichen. Mit dem Monatswechsel trat zumindest im Westen und Nordwesten von NRW mit vermehrten Niederschlägen ein wenig Entspannung ein. Das Auffüllen der tieferen Bodenschichten ist jedoch bislang nicht erfolgt, was auch weiterhin die Probenahme auf den Nmin-Gehalt erschwerte, weswegen auf vielen Flächen die letzte Bodenschicht (60 bis 90 cm) nicht gezogen wurde. Dies traf v.a. auffallend häufig für mit Winterweizen bestellte Flächen zu. Sickerwasser wurde bis zuletzt fast nirgends gebildet, was somit ein Auswaschen an mobilen Nitratstickstoff unterbunden hat. Mancherorts war es jedoch aufgrund der etwas zunehmenden Niederschläge am Ende des Beobachtungszeitraums möglich, dass gewisse Mengen leicht verlagert wurden.

Bis Anfang Dezember wurde noch Winterweizen ausgesät, Zuckerrüben gerodet und letzter Körnermais geerntet. Durch die sehr späte Kampagne bei den Zuckerrüben, konnte diese Kultur die Vegetationszeit in diesem Jahr oftmals besonders lange ausnutzen. Bis auf Festmist von Huf- oder Klauentieren, Kompost und Champignonerde durfte wegen des absoluten Sperrfristbeginns ab dem ersten Oktober auf Ackerland kein Düngemittel mit wesentlichem Stickstoffgehalt mehr aufgebracht werden. Alle Kulturen wuchsen während der frostfreien und milden Witterung weiter und der Stoffwechsel war aktiv. Damit wurde auch aus den bereits durchwurzelten Schichten Stickstoff aufgenommen. Dies betraf insbesondere viele Zwischenfrucht-Kulturen, die zwar erst durch die Trockenheit im Spätsommer im Wuchs und damit in der Stickstoffaufnahme gehemmt waren, dann aber durch die Niederschläge im Oktober und der anhaltend milden Witterung am Ende der Vegetationszeit meist gute Bestände hervorbrachten. Darüber hinaus sind nicht-winterharte Zwischenfrüchte bis zuletzt aktiv gewesen, weil anhaltender Frost bislang gefehlt hat. Somit halten die größtenteils gut entwickelten Zwischenfrüchte den aufgenommenen Stickstoff in ihren Organen konserviert und haben diesen noch nicht in den Boden freigesetzt.

Die Temperaturen hielten auch das Bodenleben lange aktiv. Dort, wo die Feuchtigkeit im Oberboden ausreichte, konnten Erntereste und andere organische Substanz in mineralischen, pflanzenverfügbaren Stickstoff umgesetzt werden. Somit ist davon auszugehen, dass bestimmte Nmin-Mengen aufgrund dieses Prozesses in das System eingespeist wurden. Parallel haben alle Kulturen gewisse Mengen des Stickstoffs verwerten können.

Häufig Stickstoffaufnahme messbar

Durchschnittlich liegen unter den Wintergetreidearten ca. 70 kg/ha Nmin auf den beprobten Bodenschichten verteilt vor, wobei der überwiegende Anteil in den beiden oberen Schichten vorliegt. Damit liegen annähernd gleiche Vorräte vor wie im Vormonat. Da aufgrund der Witterung davon ausgegangen werden muss, dass die Pflanzen einige Mengen an Stickstoff aufgenommen haben, sind die über die Mineralisierung bereitgestellte Mengen entsprechend groß. Auffallend sind jedoch unter manchen Flächen höhere Nmin-Werte in der untersten Bodenschicht (60 – 90 cm). So etwa unter der mit Wintergerste bestellten Flächen in Schlangen oder Dülmen mit ca. 40, bzw. 30 kg/ha oder beispielsweise auch bei der Winterweizenfläche in Greven mit 38 kg/ha Nmin. Auf allen drei Flächen liegen leichtere Bodenarten vor und die Niederschläge zuletzt werden zu einer Verlagerung geführt haben. Durchschnittlich liegen zu Vegetationsende relativ hohe Nmin-Werte vor, was u.a. in der milden Witterung und der damit einhergehenden stattfindenden Mineralisation, die geringen Sickerwasserverluste und mancherorts einer schlechten Stickstoffverwertung der Vorkultur begründet liegt. Insgesamt präsentieren sich die Nmin-Gehalte in Abhängigkeit von der Vorkultur und Bodenart jedoch sehr heterogen.

Unter den drei Referenzflächen mit Winterweizen, welche nach der Vorkultur Kartoffel bestellt worden sind, liegen trotz eines leichten Rückgangs nach wie vor hohe Nmin-Werte vor, die durch die Vorkultur und den Rodevorgang bereitgestellt wurden. Selbiges trifft zum Beispiel auch für den nach Zuckerrüben bestellten Weizen in Sievernich zu, wo im Vormonat nur 19 und jetzt 134 kg/ha Nmin gemessen werden konnten. Bei der Rodung von Kartoffeln und Rüben wird viel Boden bewegt, der für günstige Ausgangsbedingungen für die Mineralisation der Erntereste sorgt. Auch auf einer von zwei Weizenflächen am Standort Düsse nach Silomais kann ein erhöhter Nmin-Wert von fast 30 kg/ha aufgrund des bewegten Bodens während der Bestellung nachgewiesen werden. Indikator für die Mineralisation ist hier der gemessene Ammonium-N-Gehalt von 7 kg/ha. Die Bildung von Ammonium-Stickstoff ist der Bildung von Nitratstickstoff bei der Umwandlung von organischem hin zur ineralischen Form, der Nitrifikation, vorgeschaltet. Unter den Zwischenfrüchten die blühen, wie etwa Ölrettich, Senf oder Phacelia, haben sich die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat von etwa 40 auf 20 kg/ha halbiert. In vielen Fällen ist Stickstoff von dem in alle drei Bodenschichten reichendenden Wurzelsystem aufgenommen worden. Von einer Auswaschung ist nur in seltenen Fällen auszugehen. Ackergras und Grünroggen als Zwischenfrucht mit Schnittnutzen angebaut, haben beide auf allen Referenzflächen Stickstoff aufgenommen und diesen in Biomasse umgesetzt.

Autor: Holger Fechner