Nitratdienst Juni 2021

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Zuletzt waren die Bedingungen für Wachstum und Nährstoffaneignung sehr gut, was allen Kulturen zu Gute kam – unabhängig davon, ob im generativen oder vegetativen Stadium befindlich.

Sommerlich warm und Unwetterereignisse

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen von Ende Mai bis Mitte Juni. Zu Beginn des dreiwöchigen Beobachtungszeitraums war es bis kurz vor dem Monatswechsel noch kühl und feucht, so wie sich der Mai schon die ganze Zeit präsentiert hat. Danach kam es innerhalb weniger Tage zu einem sehr schnellen Temperaturanstieg und weitestgehend sonnigen Abschnitten. Fortan war es sommerlich warm mit Tagestemperaturen weit über zwanzig Grad Celsius. Auch die Nachttemperaturen glichen sich an und blieben seit Juni meist im zweistelligen Bereich. Landregen kam es in der Phase gar nicht. Die Niederschlagsereignisse ergaben sich meist als kleinstregionale Schauer – vielerorts kam es zu Platzregen, bei dem innerhalb kürzester Zeit eine große Menge an Wasser fiel. Hauptsächlich ergaben sich diese Unwetterereignisse zwischen dem 3. und 4. Juni. Dabei lassen sich diese Ereignisse nicht auf eine oder wenige Regionen beschränken – sie traten landesweit verstreut auf. Beispiele für hohe Summen an einem Tag sind die Wetterstation Detmold mit knapp 70 Millimeter am 3. Juni oder Köln-Bonn mit 66 Millimeter am 4. Juni. In dem dreiwöchigen Zeitraum haben beispielsweise die zwei Stationen Zülpich in der Köln-Aachener Bucht und Bad Salzuflen in Ostwestfalen mit weniger als zwanzig Millimeter sehr wenig Niederschlag gehabt, wohingegen Detmold in Ostwestfalen, Münster im Münsterland und Köln-Bonn in der Rheinischen Bucht mit 75 bis 90 Millimetern deutlich mehr Wasser haben erhalten haben. Zum Zeitpunkt der Probenahme Mitte Juni werden vom Deutschen Wetterdienst für weite Bereiche in NRW trockene Krumenschichten und teilweise auch darunterliegende Schichten als trocken ausgewiesen; die nutzbare Feldkapazität lagen im südlichen Rheinland (Nörvenich), am Niederrhein (Kleve) sowie Westfalen (Borken) in der Krumenschicht bereits bei unter 30%. Die Bodentemperaturen zogen mit den steigenden Lufttemperaturen ab Ende Mai ebenfalls an und erwärmte sich tagsüber auf über 20 bis 25 Grad Celsius und kühlten auch nachts nicht mehr unter 20 Grad Celsius ab.

Witterung begünstigt N-Nachlieferung aus dem Boden

Der Anstieg der Luft- und Bodentemperaturen in Kombination mit den Wasservorräten im Boden aus April und Mai haben bei allen etablierten Kulturen für eine positive Entwicklung gesorgt. Zum Teil konnte die verzögerte Entwicklung aus den Wochen vorher, wie beim Getreide oder Raps etwa, kompensiert werden. Sehr profitiert von Wasser und Wärme haben insbesondere Futterbaukulturen. Bei anderen Kulturen, wie dem Mais (Erstkultur) etwa, fehlt hingegen eine angemessene, ohnehin schon langsame Jugendentwicklung, welche wahrscheinlich jetzt schon hinten heraus Ertrag kosten wird. Trotzdem hat natürlich auch diese Kultur von der Witterung profitiert. Wurde Mais nach Grünschnittroggen oder Ackergras, bzw. als zweite Hauptkultur angebaut, hängt es nun sehr vom Standort ab, ob dieser noch genügend Wasservorräte aufweist und wie das Wasserangebot nach der Saat ausfällt. Wie beschrieben, präsentiert sich die Wassersituation im Oberboden mancherorts wieder sehr angespannt und nicht alle Regionen werden auch am letzten Wochenende genügend Niederschlag erhalten haben.

Einhergehend mit der Erwärmung des Bodens waren starke Mineralisationsschübe auf organisch versorgten Flächen zu erwarten, die dem Wachstum bzw. dem Einlagern von Eiweiß, wie bei Wintergerste beispielsweise, zuträglich waren. Dieser Effekt ließ sich in diesem Jahr sehr gut an einem extra dafür angelegten Düngefenster feststellen – ein klassisches und bewährtes Hilfsmittel, um den Zeitpunkt und die Durchführung einer Stickstoffdüngemaßnahme daraus abzuleiten. Aufgrund der N-Nachlieferung aus dem Boden konnten Anschlussdüngungen beim Getreide entweder reduziert oder sogar ganz darauf verzichtet werden. Mitunter haben die Starkregenereignisse mancherorts auf leichten Böden zu einer Verlagerung oder gar Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff geführt. Auf hängigen Flächen kam es auch zu hohen Oberflächenabflüssen und Erosionsereignissen, wie etwa in Ostwestfalen.

In Bezug auf die Referenzflächen haben die Pflanzen den oben beschriebenen Ereignissen folgend das aus Düngung und Mineralisation bestehende Stickstoffangebot dankbar aufgenommen und in Wachstum, bzw. Einlagerung umgesetzt. Einige Flächen konnten jedoch aufgrund der Trockenheit im Boden nicht bis zur vollen Tiefe gezogen werden, weshalb die Ergebnisse den tatsächlichen Nmin-Vorrat nur teilweise wiederspiegeln. Viele mit Wintergerste- und Winterweizen bestellte Flächen wurden im Mai oder Juni gedüngt, was den Nmin-Pool aufgefüllt hat. Die hohen Aufnahmeraten der Pflanzen ließen das Angebot aber schnell wieder abschmelzen. Unter der Wintergerste sind die Nmin-Werte gegenüber von vor drei Wochen durchschnittlich von 24 auf 37 kg/ha leicht gestiegen. Anhand der gemessenen Ammonium-Stickstoffgehalte unter den Flächen in Schlagen und Goch-Pfalzdorf, die beide im Juni nicht gedüngt worden sind, kann die Nachlieferung von Stickstoff aus dem organischen Pool gut nachvollzogen werden. Da alle mit Winter-Triticale und Winter-Roggen bestellten Flächen bis auf die Fläche in Telgte im Mai und Juni gar nicht mehr gedüngt worden sind, sind die leichten Anstiege an Nmin hier ebenfalls auf die Mineralisation zurückzuführen. Umgekehrt lässt sich aber auch die Auswaschung an Nitratstickstoff aufgrund von großen Niederschlagssummen an einzelnen Flächen feststellen. So mit Sicherheit unter der Fläche in Borkenwirthe auf sehr leichtem Boden, wo derzeit Winterweizen angebaut wird. Hier ist der Nmin-Wert innerhalb von drei Wochen von vormals 145 kg/ha auf nur noch 8 kg/ha gesunken. So viel Stickstoff kann gar nicht von den Pflanzen aufgenommen worden sein. Aber auch die Winterweizen-Fläche auf schwererem Boden in Rhüthen-Menzel hat annähernd hundert Kilogramm – davon alleine 80 kg/ha in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) an Nmin verloren, was nicht alleine durch eine Aufnahme durch die Pflanzen zu erklären ist.

Bei den in Reihe kultivierten Sommerungen Zuckerrübe, Mais und Kartoffeln ist unter sehr vielen Flächen ein mehr oder wenig starker Anstieg der Nmin-Werte gegenüber Ende Mai zu beobachten. Meist fallen die aktuell gemessenen Werte dreistellig aus. Durch die in diesem Jahr äußerst langsame Jugendentwicklung bei Mais und Kartoffel waren die Zwischenreihenräume bis zum Zeitpunkt der Probenahme nicht geschlossen und damit unbedeckt. Bei der vorherrschenden Witterung war hier ein besonders hohes Potenzial für eine Mineralisation durch das aktive Bodenleben gegeben. Die Kulturen werden sich die hohen Mengen an Stickstoff in den kommenden Wochen mit kräftigem Wachstum bei aktuell vielerorts günstiger Witterung größtenteils erschließen und aufnehmen.

Autor: Holger Fechner