Nitratdienst August 2021

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Das Getreide ist reif, aber die Zeitfenster für Ernte, Stoppelbruch und Neuansaat waren bislang klein. Aufgrund der Witterung ist viel Aktivität im Boden.

Genügend Niederschlag und nicht zu heiß

Der Nitratdient berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Juli bis Anfang August unter den Referenzflächen. Der vierwöchige Beobachtungszeitraum war geprägt von sehr wechselhaftem Wetter und mäßig warmen Temperaturen. Es ergaben sich landesweit in kurzen Abständen immer wieder Schauerereignisse - dauerhafter Landregen blieb jedoch weitestgehend aus. Zu Beginn des Zeitraums fanden im Südwesten von NRW auch die Unwetter statt (14. Juli), die an einem Tag erhebliche Wassermengen mit sich brachten (z.B. Nörvenich 55 Millimeter) und sehr viele landwirtschaftliche Flächen kurzzeitig unter Wasser setzten. Diese Mengen sind nicht repräsentativ gewesen für ganz NRW. Im Rheinland, dem Bergischen Land und Teilen des Ruhrgebietes fielen in Summe 100 bis 150 Millimeter an Niederschlag, was deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von etwa 80 Millimetern liegt. Aufgrund der meist schweren Böden kam es in der Regel nicht zu einer Sickerwasserbildung und Verlagerung oder Verlusten an Nitratstickstoff. Die kurzzeitig hohen Niederschlagssummen haben auch eher zu einem Oberflächenabfluss und weniger zu einer Infiltration des Wassers in den Boden geführt.  Im restlichen Teil von NRW wurden vielfach die Durchschnittwerte erreicht, wohingegen in Ostwestfalen mit meist nur 30 bis 40 Millimetern nur etwa die Hälfte des durchschnittlichen Wassers fiel. Die Böden weisen im Rheinland und am Niederrhein meist noch Feldkapazitäten von über 50% im Oberboden auf, wohingegen im Münsterland und Ostwestfalen schon deutlich weniger Wasser im Boden verfügbar ist, was für Neuansaaten zur Verfügung steht. Die Tagestemperaturen blieben durchweg im Korridor von 20 bis 30 Grad Celsius, nachts wurden etwa zehn Grad weniger gemessen. Damit war es weder zu warm noch zu kalt.

Wenige Zeitfenster für Ernte und Bestellung

Das im Juli meist reife Getreide und der Raps konnten nur in den kleinen, trockenen Zeiträumen geerntet werden, weshalb sich die Ernte und Bestellung insgesamt sehr verzögert hat. Noch sind immer nicht alle Bestände gedroschen und die Gefahr an Auswuchs, Lager und Samenverlust nimmt zu. Damit leidet auch die Qualität. Auch für den Stoppelbruch und die Neuansaat wie Zweite Hauptkulturen oder Zwischenfrüchte waren die nutzbaren Zeitfenster bis zum Probenahmetermin oft selten. Bis zum Stichtag 10. August konnten in NRW Zweite Hauptkulturen gesät und in Höhe ihres Düngebedarfs gedüngt werden. Wird nach diesem Datum gesät, dürfen bestimmte Kulturen nur noch nach der 30/60er Regelung (Ausnahmen von der Sperrfrist) mit Düngemitteln, die einen wesentlichen Stickstoffgehalt aufweisen, gedüngt werden. Grundsätzlich tritt nach Ernte der letzten Hauptfrucht die Sperrfrist ein.

Zuletzt gute Bedingungen für Mineralisation

Auch bei den Referenzflächen sind noch einige mit Getreide bestellten Flächen bis zum Nmin-Probenahmetermin nicht geerntet gewesen. Das betrifft überwiegend Winterweizen-Flächen. Gemittelt haben sich unter allen Getreideflächen die Nmin-Werte um 10 kg (von 18 auf 28) pro Hektar gegenüber dem Vormonat erhöht. Ein Anstieg ist fast unter jeder Fläche festzustellen, was uns zeigt, dass der Boden aktiv ist und eine Mineralisation stattfindet. Die Bedingungen mit der kontinuierlichen Feuchtigkeit und den warmen Temperaturen waren zuletzt sehr gut für die Bodenorganismen im Oberboden. Der Anstieg hat deshalb fast ausnahmslos in der obersten Schicht von 0 bis 30 cm stattgefunden. Auch unter den geernteten, nicht bearbeiteten (Stoppeln) und gleichzeitig nicht gedüngten Flächen hat meist ein leichter Anstieg der Werte zu beobachten. So zum Beispiel unter der geernteten Winter-Gestenfläche in Kevelaer (von 16 auf 25 kg/ha Nmin). Unter der geernteten Fläche mit Winter-Triticale in Petershagen-Frille hat sich sogar von 35 auf 63 kg/ha ein Anstieg von 28 kg/ha innerhalb der letzten vier Wochen ergeben. Unter den sieben geernteten Referenzflächen mit Stoppelbearbeitung hat sich konsequenterweise ein Anstieg von vorher 17 auf 44 kg/ha Nmin ergeben. Alle Flächen wurden (noch) nicht gedüngt. Durch den Stoppelbruch werden die Erntereste gleichmäßig in die Krume eingearbeitet und in Kontakt mit den Bodenorganismen gebracht. Gleichzeitig wird lebensnotwendiger Sauerstoff in die Krume eingebracht und das Porenvolumen wird erhöht, wodurch wiederum eine bessere Erwärmung stattfindet. Selbiger Trend ist auch unter den paar bereits mit Zwischenfrüchten eingesäten Flächen zu beobachten. Die meisten Flächen wurden nicht gedüngt. Handelt es sich um Nitratbelastete Flächen, darf seit Inkrafttreten der DüV2021 eine Düngung nach Getreidevorfrucht nur noch erfolgen, wenn eine Futternutzung (keine Biogasanlage) stattfindet. Unter der mit der Zweiten Hauptkultur Ackergras bestellten Fläche in Goch-Pfalzdorf drückt sich die jüngst platzierte Düngung nicht nur in einem Anstieg des Nmin-Wertes insgesamt, sondern auch in Form des gemessenen Ammoniumwertes aus. Trotzdem kann sich bei einem frischen Stoppelbruch unmittelbar vor der Beprobung auch ohne N-Düngung allein durch die Mineralisation kurzfristig ein NH4-Wert ergeben, wie es zum Beispiel unter den beiden geernteten und bearbeiteten Getreideflächen in Telgte und Greven der Fall ist. Auch unter der frisch mit einer ZF-Mischung eingesäten, aber nicht gedüngten Fläche in Warendorf nach Winter-Roggen konnte bei der Analyse Ammoniumstickstoff gemessen werden. Unter dieser Fläche scheint die Mineralisation intensiv zu sein; ein gewisser Anteil ist auf diesem sehr leichten Boden bereits in die zweite Bodenschicht (30 bis 60 cm) verlagert, was sich in einem gestiegenen Nmin-Wert dort ausdrückt.

Unter den Sommerungen Zuckerrübe, Mais und Kartoffel sind die Nmin-Werte unter den Flächen meist gesunken, was auf die Aufnahme durch die Pflanzen für Wachstum und Einlagerung zurückzuführen ist. Mais und Kartoffel befanden sich im Juli schon in der generativen Phase, der Stickstoffbedarf ist jedoch bei beiden Kulturen enorm ausgefallen. Umgekehrt wird durch den Reihenschluss schon seit langem der Boden beschattet und durch die Transpiration und Verdunstungskühle der Pflanzen vor einer stärkeren Erwärmung geschützt, was auch die Mineralisation bremst. Dennoch lässt sich in Ausnahmefällen eine gewisse Aktivität feststellen, wie es unter der CCM-Maisfläche in Rheine-Rodde der Fall ist (Nmin-Anstieg und gemessener NH4-Wert). Bei der Fläche in Rheda-Wiedenbrück handelt es sich um den Anbau einer Zweiten Hauptkultur Mais, nachdem die Wintergerste geerntet wurde. Hier wurde noch einmal eine moderate Düngung durchgeführt. Aufgrund dessen und der Bodenbewegung beim Bestellvorgangs hat sich in diesem Fall ein Anstieg des Nmin-Wertes von 77 kg/ha gegenüber dem Vormonat ergeben, der weitestgehend in der Krumenschicht zu messen war.

Was die Stickstoffvorräte für die nach der Ernte angesäten Folgekulturen angeht, kann zum Zeitpunkt der letzten Probenahme festgehalten werden, dass diese in vielen Fällen erst einmal ausreichend sind, sofern sich der überwiegende Anteil in der Krumenschicht befindet. Die derzeit unter Getreide durchschnittlich gemessenen knapp 30 kg/ha Nmin stehen der Folgekultur prinzipiell zur Verfügung und sollten für eine gute Etablierung der neuen Kulturen sorgen. Nach der Ernte erwärmen sich die Böden und mit dem Stoppelbruch und der Aussaat wird die Mineralisation der Erntereste angeregt. Bis auf Ostwestfalen ist die Krumenschicht auch noch feucht genug. In den kommenden Tagen ist weiterhin wechselhaftes Wetter angekündigt was gut für die Mineralisation und das Etablieren ist. Andererseits gilt es, die wenigen Zeitfenster für Ernte und Bestellung zu nutzen.  

Autor: Holger Fechner