Nitratdienst Januar 2022

Abgefrorener AckersenfBild vergrößern
Die wenigen Frostereignisse haben nicht-winterharte Zwischenfrüchte wie Ackersenf zum Absterben gebracht. Nun wird der von ihnen konservierte Stickstoff an den Oberboden abgegeben und die Biomasse von den Mikroorganismen zersetzt.

Sehr wechselhafte Temperaturgang, wenig Niederschlag

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Dezember des Vorjahres bis Anfang Januar. Der Temperaturverlauf während des vierwöchigen Beobachtungszeitraums präsentierte sich ausgesprochen wechselhaft. In der zweiten Dezemberwoche lagen die Tagestemperaturen während eines sonnigen Abschnitts für wenige Tage im unteren einstelligen Bereich. Nachts kam es dann bei klarem Himmel landesweit zu leichtem Luft- und Bodenfrost. Danach die Woche präsentierte sich während es dann bewölkt war relativ mild, bevor es dann kurz vor Weihnachten zu Beginn der dritten Dezemberdekade erneut kalt wurde. Hier gab es sogar für wenige Tage auch tagsüber frostige Temperaturen. In diesem Abschnitt klarte der Himmel teilweise auf und es gab etwas Sonnenschein. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel stiegen die Temperaturen dann auf einmal deutlich an und erreichten für einige Tage tagsüber sowie nachts sogar zweistellige Plusgrade. Danach fielen die Temperaturen erneut in einen einstelligen, unteren Plusbereich mit wenigen, leichten Frostereignissen. Seitdem blieben die Temperaturen bis zum Probenahmezeitpunkt auf diesem Niveau. Durchschnittlich wurden landesweit während des Beobachtungszeitraums vier bis fünf Grad Celsius erzielt – Temperaturen, wo der Stoffwechsel der meisten Pflanzen nur wenig bis gar nicht aktiv ist. Das Bodenleben ist jedoch bei solchen Temperaturen teilweise aktiv, sodass organisch gebundene Nährstoffe umgesetzt werden konnten. Das trifft vor allem für den sehr milden Zeitraum um die Jahreswende zu. Die Niederschlagssummen lagen im Landesdurchschnitt mit knapp 60 Millimeter deutlich unter den langjährigen Durchschnittswerten, die bei 80 bis 90 Millimeter liegen. Damit war es in Folge erneut zu trocken. Überdurchschnittliche Summen mit mehr als hundert Millimeter wurden im Beobachtungszeitraum teilweise im Rheinland und am Niederrhein erzielt. So gab es in Düsseldorf, Grevenbroich oder Solingen mehr als 120 Millimeter. Im Gegensatz dazu war es mit meist weniger als 30 Millimeter in Westfalen und Ostwestfalen sehr trocken.

Aktuell noch Sperrfrist – Ermittlung des Düngebedarfs (DBE) im Vorfeld nicht vergessen

Während des Beobachtungszeitraums durften keine Stickstoffdüngemittel ausgebracht werden. Die Sperrfrist gilt gemäß Düngeverordnung noch bis einschließlich den 31. Januar. Bevor jedoch Düngemittel mit einem wesentlichen Stickstoff- oder Phosphatgehalt appliziert werden dürfen, müssen die Böden aufnahmefähig für sein. Das heißt, sie dürfen weder gefroren, schneebedeckt oder wassergesättigt sein. Allem voran muss jedoch bevor einer der beiden umweltrelevanten Nährstoffe aufgebracht werden darf, im Vorfeld anhand einer schriftlich zu erstellenden Düngebedarfsermittlung (DBE) der Düngebedarf berechnet werden. Der berechnete Düngebedarf stellt dann die maximal erlaubte Düngemenge dar, die zu der Kultur auf diesem Schlag in Summe aufgebracht werden darf. Dokumentationshilfen für die Erstellung der DBE sowie die Dokumentation über die Aufbringung der stickstoff- und phosphathaltigen Stoffe finden sie unter www.duengung-nrw.de. Der Zeitpunkt, die Düngeform und Anzahl der Düngegaben ist und bleibt dabei eine unternehmerische Entscheidung. Im Februar werden dann die Nmin-Richtwerte für die Winterungen in 2022 von der Landwirtschaftskammer herausgegeben, die für die DBE verwendet werden dürfen. Wegen der hohen Preise für mineralischen Stickstoffdünger in diesem Jahr wird jedoch dringend angeraten, eigene Nmin-Proben zu ziehen und für die DBE anzusetzen, da sich hier große Einsparpotenziale ergeben können. Die Richtwerte NRW stellen lediglich statistisch berechnete Durchschnittswerte dar. Aufgrund regionaler Unterschiede bei der Witterung und bei der eigenen Bewirtschaftung können sich Unterschiede ergeben. Die Nmin-Werte der Flächen des Nitratdienstes dürfen mit Ausnahme der betroffenen Bewirtschafter nicht als Richtwert verwendet werden – sie eigenen sich jedoch gut, um einen Anhaltspunkt für das Nmin-Niveau unter bestimmten Kulturen und Landesteilen zu erhalten.

Normal bis leicht erhöhtes Nmin-Niveau unter Referenzflächen

Mit durchschnittlich 50 kg/ha Nmin unter allen Wintergetreidearten ist das Nmin-Niveau recht hoch. Wintergerste, Winter-Triticale und Winter-Roggen liegen mit circa 30 kg/ha Nmin niedriger, was zum einen an geringen Aufnahmeraten durch die Pflanzen aufgrund eines frühen Aussaattermins im Vergleich zu Winterweizen liegt. Andererseits liegt es auch daran, dass es einige Flächen mit leichten Bodenarten gibt, wo es Verlagerung und Auswaschung an mobilem Nitratstickstoff gibt. Als Beispiel für eine Auswaschung gilt zum einen die mit Winter-Triticale bestellte Fläche in Münster, wo der Nmin-Wert im Dezember noch bei 39 lag und Anfang Januar nur noch bei 25 kg/ha liegt. Auch die Verteilung des Stickstoffs in den Bodenschichten weist hier eindeutig auf die Verlagerung mit dem Sickerwasser hin. Ein anderes Beispiel ist die Winterweizen-Fläche in Dülmen-Merfeld, wo der Wert innerhalb von vier Wochen von 95 auf 58 kg/ha gefallen ist. Der größte Anteil des gemessenen Stickstoffs liegt auch hier in der untersten Bodenschicht (0 bis 90 cm) vor. Unter vielen Flächen mit Winterweizen, die nach spät räumenden Sommerungen wie Kartoffeln, Zuckerrüben oder Mais ausgesät wurde sind die Nmin-Werte innerhalb des Beobachtungszeitraums mehr oder weniger stark angestiegen. So verhält es sich zum Beispiel bei der ehemaligen Kartoffelfläche in Salzkotten, wo ein Anstieg um 36 kg/ha auf jetzt 178 kg/ha Nmin festzustellen ist. Ein sehr starker Anstieg des Nmin-Wertes fand beispielsweise auch unter der vormals mit Zuckerrüben bestellten Fläche in Linden-Neussen statt. Nach der Rodung können nun 139 kg/ha gemessen werden – ein Anstieg von 82 kg/ha. Während der Rodearbeiten von Kartoffeln und Zuckerrüben wurde der Oberboden bewegt und belüftet, was für gute Bedingungen bei mineralisierenden Bodenorganismen geführt hat. Während der zeitweise milden Witterung konnten diese aktiv sein und die Nährstoffe aus der organischen Substanz wie zum Beispiel Erntereste umsetzen und pflanzenverfügbaren Stickstoff produzieren. Ob sich dieser Stickstoff bis zum Vegetationsstart retten lässt, wird an der Witterung in den nächsten Wochen hängen.

Bei zwei der drei mit Winterraps bestellten Flächen gab es keine Änderung des Nmin-Wertes gegenüber dem Wert von Anfang Dezember – hier könnte es sich um ein Gleichgewicht handeln zwischen freigesetztem Stickstoff aus reduzierten, abgestorbenen Blättern und einer Nmin-Aufnahme durch die Pflanzen. Bei der Fläche in Anröchte-Effeln hingegen ist der Wert um 27 kg/ha gefallen, was auf dem sehr schweren Boden dann tatsächlich auf eine Aufnahme durch die Pflanzen hindeutet.

Nicht-winterharten Zwischenfrüchte geben Stickstoff frei

Bei den nicht winterharten Zwischenfrüchten wie Ackersenf und Phacelia macht sich mittlerweile bemerkbar, dass die verschiedentlich stattgefundenen Frostereignisse die Pflanzen zum Absterben gebracht haben und den in den Pflanzenteilen gespeicherten Stickstoff an den Oberboden frei geben, bzw. die Biomasse auch teilweise durch die Bodenorganismen umgesetzt wurde.

Autor: Holger Fechner