Nitratdienst Mai 2022

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Vielfach konnte die Anschlussdüngung noch nicht wirken. Die Nährstoffe müssen erst in den Wurzelraum der Pflanzen gelangen, wofür dringend Wasser benötigt wird. Derzeit ist es vielerorts sehr trocken.

Warm und zu trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang April bis Anfang Mai. Der vierwöchige Beobachtungszeitraum startete noch mit abfallend kühlen, einstelligen Tages- und Nachttemperaturen und wechselhafter Witterung. Am Ende der ersten Aprildekade kam es am Tiefpunkt dieser Entwicklung nachts noch einmal zu Luft- und teilweise Bodenfrost. Ab dem 11. April nahmen die Temperaturen aber an Fahrt auf und bewegten sich tagsüber landesweit konstant zwischen 15 und 20 Grad Celsius. Auch nachts blieben die Temperaturen kontinuierlich auf einem mittleren einstelligen Niveau. Im gesamten Zeitraum dominierte viel Sonnenschein das Geschehen am Himmel. Niederschlag fiel so gut wie keiner. Ende April ergaben sich regional wenige Schauer, die aber meist keine großen Summen ergaben. Durchschnittlich konnten an den Wetterstationen in NRW lediglich 40 Millimeter Niederschlag gemessen werden. An einzelnen Stationen wie Bad Lippspringe (111 mm) und Lichtenau (90 mm) in OWL oder Gevelsberg (85 mm) im Bergischen Land hatten deutlich höhere Summen aufzuweisen. An den Wetterstationen Kerpen- Buir im Rheinland oder auch an denen in Greven und Warendorf im Münsterland waren es mit knapp 20 bis 25 Millimeter Wasser besonders trocken. Die im langjährig Mittel gemessenen Niederschlagssummen für den Zeitraum Anfang April bis Anfang Juni liegen hingegen bei 50 bis 60 Millimetern, weshalb der aktuell beobachtete Zeitraum als trocken charakterisiert werden kann.

Wasserstress aus leichten und teilweise mittleren Böden – Versorgung mit Kalium wichtig

Neben dem fehlenden Niederschlag haben Sonne und trockener Wind für einen Verlust an Feuchtigkeit auf den Flächen gesorgt. Die Pflanzenbestände verdunsteten bei der zuletzt dominierenden Witterung pro Tag gut drei bis fünf Liter Wasser. Der DWD weist bereits nutzbare Feldkapazitäten (nFK) von nur noch 30 bis 50% in der Krumenschicht unter Gras auf lehmigem Sand aus, was auf solchen Böden für die Kulturen Grünland und Getreide zu Wasserstress führt. Bei den frisch etablierten Flächen mit Sommerungen Mais, Zuckerrübe und Kartoffeln konnte es in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung zum Teil ebenfalls zu hohen Wasserverlusten. In Ostwestfalen, wo teilweise höhere Niederschlagssummen gefallen sind oder auch auf Standorten mit schweren Böden wie in den Bördelandschaften mit höherem nFK-Vermögen kann die Lage hingegen noch entspannt betrachtet werden. Für eine rasche Jugendentwicklung sind die Böden zwar mittlerweile ausreichend erwärmt, es wird jedoch dringend Wasser benötigt. Landregen, der flächendeckend höhere Summen bringen könnte, ist jedoch erst einmal nicht in Sicht. Entwickelt sich erneut ein Jahr mit einer Frühsommertrockenheit ist eine ausreichende Versorgung mit Kalium ein wichtiges Kriterium, um den Wasserstress bei den Pflanzen zu minimieren. Kalium fördert zudem erwiesenermaßen auch die N-Nutzungseffizienz.

Aussaat von Kartoffeln und Mais und Anschlussdüngegabe im Getreide

Die trockenen Bedingungen der letzten Wochen wurden genutzt, den Acker für die Aussaat der letzten Sommerungen Mais und Kartoffeln herzurichten und zu düngen. Der Auflauf ging bislang zügig vonstatten. Noch ernähren sich die Pflanzen aus dem Korn, bzw. Knolle. In einiger Zeit werden dann jedoch auch die Nährstoffe aus dem Bodenvorrat und Düngung von der Pflanze benötigt. Aufgrund der Trockenheit war nicht davon auszugehen, dass es zu einer Verlagerung oder gar Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff gekommen ist. Dort, wo ausreichend Feuchtigkeit im Oberboden vorhanden ist, wird Ammoniumstickstoff, welcher in Düngemittel wie Wirtschaftsdünger oder vielen Mineraldüngern enthalten ist mit Hilfe der Nitrifikation durch Mikroorganismen in Nitratstickstoff zügig umgesetzt. Diese Stickstoffform ist im Oberboden mobiler und erreicht die Wurzeln besser. Dafür ist jedoch wiederum Wasser vonnöten. Fehlen das nötige Wasser und die notwendige Feuchtigkeit ist eine platzierte Düngung in Nähe der jungen Wurzeln unter diesen Voraussetzungen eine wichtige Maßnahme für die Pflanzenernährung. Bei der Anwendung von Gülle oder flüssigen Gärresten kann dies entweder durch ein direktes Injizieren, eine Depot-Düngung oder eine möglichst flache Einarbeitung nach der Applikation erzielt werden. Bei der Düngung mit Mineraldüngern kann eine Platzierung in Wurzelnähe beispielsweise durch Injektionsgeräte für eine Cultandüngung oder durch eine Unterfußdüngung wie es etwa beim Mais üblich ist, umgesetzt werden.

In den Getreidebeständen erfolgte vielfach die Anschlussdüngung (Schossergabe) mit Gülle, Gärrest oder Mineraldüngerformen. Dort, wo es seitdem nicht mehr geregnet hat und granulierte Mineraldüngeformen verwendet wurden, ist dieser bislang kaum in Lösung gegangen und hat die Wurzeln erreicht. In den Düngeversuchen der Landwirtschaftskammer präsentieren sich bislang die Varianten besser, bei denen der größte Anteil des N-Düngebedarfs zu Vegetationsbeginn appliziert wurde.

Verlustfreie Ausbringung von Wirtschaftsdüngern war wichtig

Gülle oder Gärrest mit hohen Trockensubstanzgehalten konnten bei oberflächlicher Aufbringung mit dem Schleppschlauchverteiler oft schlecht infiltrieren und hatten schlechte Wirkungsgrade. Bei den sonnigen, warmen und windigen Witterungsbedingungen bestand bei der Applikation außerdem die Gefahr von hohen gasförmigen Verlusten in Form von Ammoniak. Auf unbestelltem Ackerland war neben dem Abpassen einer verlustfreien Witterung ein zügiges Einarbeiten eine wichtige Maßnahme, um die Verluste gering zu halten. Dort, wo im Oberboden bislang noch genügend Feuchtigkeit vorhanden war, konnte die Umsetzung von organisch gebundenem Stickstoff hin zur mineralischen Form (Mineralisation) bei den zuletzt warmen Böden erfolgen, sodass sich über den gedüngten, direkt verfügbaren Stickstoff hinaus ein Zusatzangebot für die Pflanzen ergibt.

Das meist ausreichend vorhandene Stickstoffangebot im Boden konnte von den Winterungen bei zuletzt sehr wüchsigen Bedingungen gut umgesetzt werden. Wichtig ist nun, dass der Stickstoff der zuletzt platzierten Anschlussgaben und der aus den teilweise noch anstehenden Ährengabe bei Weizen beispielsweise durch ausreichende Niederschlagsmengen zur Wirkung kommt, um vor allem die Kornfüllungsphase und die Eiweißgehalte bedienen zu können. Auch für gute Stickstoffbilanzen, die dem Wasserschutz zuträglich sind, ist Wasser wünschenswert.

Unter den mit Wintergetreide bestellten Flächen können beim aktuellen Nitratdienst durchschnittlich 15 kg/ha Nmin nachgewiesen werden, wobei sich der größte Anteil im Oberboden (0 bis 30 cm) befindet -hier ist derzeit der gedüngte und aus der Organik freigesetzte Stickstoff anzutreffen. Das geringe Nmin-Niveau zeugt von hohen N-Aufnahmeraten der Pflanzen. Im Unterboden ist hingegen nur sehr wenig Stickstoff nachweisbar. Es hat keine Verlagerung nach unten gegeben und es gab somit auch keine nach unten gerichtete Verluste an Stickstoff.

Einige Flächen sind scheinbar vollkommen an mineralischem Stickstoff entleert. Das trifft für die mit Winter-Triticale bestellte Fläche in Hövelhof-Riege und die Winterweizenfläche in Warburg-Nörde, beide in OWL befindlich oder auch die mit Winter-Roggen bestellte Fläche in Hopsten, im nordwestlichen Münsterland zu. An einzelnen Flächen kann aufgrund des nachgewiesenen Ammonium-N-Gehaltes eine jüngst stattgefundene Düngung nachgehalten werden. So ist es zum Beispiel auf der mit Dinkel bestellten Fläche in Bedburg-Hau am Niederrhein, die Ende April eine Anschlussgabe mit AHL erhalten hat, nachvollziehbar.

Unter den Flächen mit den Sommerungen Mais, Kartoffeln sowie Zuckerrüben sind erwartungsgemäß viele höhere Nmin-Werte nachweisbar. Die Bewegung des Oberbodens durch den Bestellvorgang und die Erwärmung in den letzten Tagen hat die Mineralisation positiv beeinflusst, weil die Mikroorganismen günstige Bedingungen vorgefunden haben. Nun wird in erhöhtem Maß Erntereste, organische Dünger und eingearbeitete Zwischenfrüchte umgesetzt. Unter diesen Flächen wurden vielfach auch Ammonium-Werte analysiert, was u.a. auch auf die Aktivität der Mikroorganismen hindeutet. Bei den Maisflächen resultieren diese Werte aber auch aus den eingearbeiteten Wirtschaftsdüngern, die alle Ammoniumstickstoff enthalten. Den Sommerungen steht grundsätzlich erst einmal ausreichend Stickstoff zur Verfügung. Diesen gilt es bis zum Zeitfenster mit erhöhten Bedarf der Pflanzen demnächst herüberzuretten.

Autor: Holger Fechner