Nitratdienst Juni 2022

Winterweizen - unterschiedliche DüngestrategienBild vergrößern
Bei Frühsommertrockenheit schneiden anfangsbetonte N-Gabenstrategien ertraglich meist besser ab. Derzeit laufen einige Düngeversuche zu dem Thema einschließlich reduzierter N-Düngemenge (Nitratbelastete Flächen).

Insgesamt zu wenig Niederschlag aber wüchsig

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Mitte Mai bis Anfang Juni. Die Witterung während des Beobachtungszeitraums präsentierte sich in Bezug auf den Temperaturverlauf wechselhaft mit zu geringen Niederschlagssummen. Während es zu Beginn des Zeitraums noch für einige Tage sommerlich warm mit Tagestemperaturen an die 30 Grad Celsius war, sanken diese bis Anfang Juni kontinuierlich bis auf die Hälfte dieses Wertes ab. Insgesamt ergab sich so eine kühle Periode von fast einer Woche vor der Monatswende, bevor es Richtung Beprobungszeitfenster wieder deutlich wärmer wurde. Niederschläge fielen sehr unausgeglichen mit größeren regionalen Unterschieden. Im Durchschnitt der Wetterstationen fielen in Summe lediglich 44 Millimeter während des Beobachtungszeitraums, was nur knapp der Hälfte des langjährigen Durchschnitts entspricht. Dabei gab es nur geringfügige Unterschiede zwischen den Naturregionen mit Ackerbau. Geringfügig mehr Niederschlag als die aktuell im Durschnitt erzielten – allerdings immer noch nicht an den langjährigen Durschnitt heranreichende Summen - gab es im Bergischen Land und Sauerland. Sehr trocken blieb es mit oft nur 20 bis 30 Millimeter im Rheinland, am Niederrhein und im westlichen Münsterland. Somit folgte ein weiterhin zu trockener Beobachtungszeitraum den vorherigen, sodass sich mancherorts im Oberboden Wasserstress einstellen und die Löslichkeit und Aufnahme von appliziertem Stickstoff gehemmt werden konnte. Mancherorts stellten sich nutzbare Feldkapazitäten im Oberboden von weniger als 40% ein, was für die Pflanzen Wasserstress bedeutet. Auch die Mineralisation konnte regional gehemmt sein, weil die Mikroorganismen im Oberboden neben Wärme auch auf Feuchtigkeit angewiesen sind. Dennoch fielen vielerorts noch rechtzeitig in Form von Schauern gewisse Summen an Niederschlag, die genügend Stickstoff für die Blüte und Ährenbildung freisetzen konnten. Die sehr warmen Temperaturen Mitte Mai waren einer Mineralisation zuträglich, was insbesondere für die frisch etablierten Sommerungen ohne Reihenschluss und den anteilig dunklen, sich gut erwärmenden Oberfläche zutreffen sollte. Dort wo nötig und möglich, wurden und werden Flächen auch bewässert, um die Proteineinlagerung nun zu fördern. Es kann davon ausgegangene werden, dass aufgrund der niedrigen Wassermengen kein mobiler Nitratstickstoff aus der Wurzelzone ausgewaschen wurden und es damit keine Sickerwasserverluste gab.

Insgesamt präsentieren sich die meisten Kulturen und Flächen derzeit gut. Die geringen Niederschläge sind immerhin dem Krankheitsdruck dienlich, sodass u.a. wenig Pilzkrankheiten auftreten (Sortenabhängig). Die damit vitalen Bestände haben somit die Möglichkeit, den verfügbaren Stickstoff und anderen Nährstoffe aufzunehmen und umzusetzen, was schlussendlich für gute N-Bilanzen sorgen wird. Wie beim vorangegangenen Nitratdienst berichtet, war es bei Getreide nicht selten der Fall, dass die zweite N-Gabe (Schossen) in Abhängigkeit der Düngerform (z.B. Gülle mit hohen TS-Gehalten, granulierte N-Dünger) aufgrund der Trockenheit leicht verzögert wirkte und sich deshalb auch gewisse gasförmige N-Verluste ergeben konnten. Durch eine Mineralisation und nicht vorhandenen Sickerwasserverluste steht den Kulturen aktuell aber genügend Stickstoff für die weitere Entwicklung zur Verfügung. Insbesondere beim Anbau von Qualitäts-Winterweizen wurde in den letzten Tagen und Wochen eine Ähren-N-Gabe mit in der Regel geringen N-Düngemengen in Form von Mineraldüngern appliziert. Bei Futterweizen und den anderen Getreidearten ist eine Ährendüngung eher untypisch geworden, weil sich das Phänomen der Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit ausprägt und man mit einer anfangsbetonten und reduzierten Gabenstrategie der Pflanze die Möglichkeit geben möchte, den Stickstoffbedarf möglichst früh, noch mit der Frühjahrsfeuchtigkeit, aufzunehmen.

Düngeversuche zur N-Verteilung in verschiedenen Winterweizen-Sorten

Diese Ergebnisse lassen sich auch in Düngeversuchen zur N-Gabenstrategie bestätigen. Derzeit läuft an der Landwirtschaftskammer ein mehrjähriger Versuch mit den bedeutenden Winterweizen-Sorten Chevignon und Informer zur dieser Fragestellung. Dabei liegt das N-Düngeniveau einmal bei 100 und einmal bei 80 % nach DBE. Darüber hinaus findet ein weiterer Versuch mit einem Düngeniveau von 100% aber weiter differenzierten Gaben in der ebenfalls bedeutsamen Sorte KWS Donovan statt. Hinzu kommt die Teilnahme an einem bundesweiten Ringversuch zu der Fragestellung nach der N-Verteilung mit stabilisierten und nicht stabilisierten N-Düngeformen (siehe Projekt StaPrax-Regio unter www.fisaonline.de). Über die Ergebnisse wird später informiert.

N-Aufnahme lässt sich an Nmin-Werten nachvollziehen

Unter den Getreidearten der Referenzflächen lassen sich zuletzt durchschnittlich 18 kg/ha Nmin messen. Gegenüber dem Vormonatswert von 25 kg/ha bestätigt sich somit eine Aufnahme, wobei sich aber auch immer Fließgleichgewichte zwischen N-Nachlieferung und N-Aufnahme ergeben. Bezüglich der Nmin-Werte liegen jedoch größere Unterschiede unter den Flächen vor. Während sich unter den beiden mit Wintergerste bestellten Flächen in Rüthen-Menzel und in Sievernich noch circa 50 kg/ha Nmin nachweisen lassen, sind die mit der gleichen Kultur bewachsenen Fläche in Stadtlohn, die Winterroggenfläche in Rheine-Rodde (jeweils 4 kg/ha Nmin) und die mit Winterweizen bestellte Fläche in Münster entleert. Dort, wo mineralischer Stickstoff vorhanden, befindet sich dieser anteilig überwiegend in der Krumenschicht, was auf das Vorhandensein an gedüngtem und mineralisierten Stickstoff zurückzuführen ist. Unter manchen Flächen, wie z.B. der Wintergerstenfläche in Rüthen-Menzel, den beiden Winter-Roggenflächen in Haltern-Hullern sowie in Hopsten oder auch der mit Winterweizen bestellten Fläche in Merfeld zeugen die gemessenen Ammonium-Stickstoffgehalte in der Krumenschicht von der mikrobiellen Aktivität und damit einer stattfindenden Mineralisation.

Eindeutige Mineralisation unter Sommerungen

Ausnahmslos unter allen mit den Kulturen Zuckerrübe, Mais und Kartoffel bestellten Referenzflächen sind die Nmin-Ergebnisse gegenüber dem Vormonatswert mehr oder weniger stark angestiegen. Dreistellige Nmin-Werte sind hier keine Seltenheit. Da die Beprobung auf Nmin in der Regel zwischen den Reihen stattfindet, ist hier kein platzierter Unterfußdünger erfasst worden. Alle drei Kulturen haben sich bei dem wüchsig warmen Wetter der letzten Wochen schnell entwickelt und haben derzeit einen hohen Stickstoffbedarf. Anteilig befindet sich zwar auch noch gedüngter Stickstoff in der Probe wieder, ein Großteil ist aber auf jüngst mineralisierten Stickstoff durch das Mikrobiom zurückzuführen, wofür auch die sehr häufig nachgewiesenen Ammonium-N-Werte unter allen drei Kulturen sprechen. Insbesondere unter den hoch organisch versorgten Maisflächen lässt sich diese Dynamik sehr gut nachvollziehen.

Autor: Holger Fechner