Was bedeutet Koproduktion?

KOPRODUKTION:
Der Begriff Koproduktion wurde in den 1970er Jahren von der späteren Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Elinor Ostrom geprägt. Er bezeichnet einen Zusammenschluss von verschiedenen Interessengruppen (sogenannten Akteuren) zum Zweck der Organisation, Verwaltung oder Produktion eines Gemeinguts. Als Gemeingüter gelten sowohl materielle Güter wie Luft und Wasser als auch Dienstleistungen (ÖPNV, Gesundheitsvorsorge, etc.), die allen Menschen zugänglich sind und keinem eindeutigen Besitzer zugeordnet werden können.

Elinor Ostrom konnte zeigen, dass dezentrale kleine Gruppen lokal ansässiger Akteure (z.B. Stadtwerke und Genossenschaften) deutlich bedarfsorientierter und verantwortungsvoller in der Verwaltung und Erzeugung von gemeinschaftlich genutzten Gütern sind als zentralisierte Institutionen wie z.B. Regierungen (Ostrom, 1972).

Im allgemeinen Sinne meint der Begriff `Koproduktion´, dass etwas "zusammen produziert" wird. Die Koproduktion ist eine „Unterform“ der Partizipation und im Schaubild auf der Ebene der `Mitwirkung´ anzusiedeln. Die meisten auf diesen Seiten beschriebenen Modelle sind auf dieser Ebene zu finden. Nur in gewissen Formen der Solidarischen Landwirtschaft können höhere Ebenen, von der `Mitbestimmung´ bis zur ` Selbstverwaltung´ erreicht werden.

Seit den 1970er Jahren bezeichnete der Begriff `Koproduktion´ die gezielte Zusammenarbeit unterschiedlicher Interessengruppen zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels (Ostrom, 1972). Elinor Ostrom prägte diesen Begriff, indem sie in einer Studie nachweisen konnte, wie enorm wichtig die Zusammenarbeit von Bürgern und Polizei für die öffentliche Sicherheit ist. Charakteristisch für eine solche Zusammenarbeit ist, dass die Rollen der Menschen, die etwas anbieten und derer, die etwas in Anspruch nehmen, miteinander bis zu einem gewissen Grad verschmelzen.

Koproduktion kann ein Weg sein, auf dem bedarfsangepasste Neuerungen ausprobiert werden können. Dafür gibt es bereits zahlreiche und sehr unterschiedliche Beispiele. So arbeiten Unternehmen in der Produktentwicklung mit den zukünftigen Nutzern eines Produkts zusammen, öffentliche Stellen zur Verbesserung öffentlicher Infrastruktur mit den Bürgern einer Stadt, oder im Fall seltener Krankheiten Ärzte mit den Betroffenen zur Erarbeitung neuer Heilmethoden. Oft geht es dabei um die Entwicklung von Lösungen durch die Verknüpfung unterschiedlicher Wissensbereiche (z.B. Theorie und Praxis).

Ein weiterer Vorteil ist die verantwortungsvolle Nutzung lokal vorhandener Ressourcen. Aus der Geschichte sind zahlreiche Beispiele gemeinschaftlicher Lebensmittelerzeugung unter schonender Nutzung von Ressourcen bekannt. Die sogenannten Allmenden wurden früher von ganzen Dorfgemeinschaften gemeinsam bewirtschaftet. Diese Praxis hat sich im Zuge der Industrialisierung verändert und erfuhr erst in den letzten Jahren eine Wiederbelebung. Dabei greifen mehrere Interessensgruppen auf Gemeingüter zurück, die möglichst nachhaltig genutzt werden sollen.