Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi)

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Äpfel pflücken in der SoLaWi

Gemeinschaftsgetragene Erzeugung von Lebensmitteln hat in Deutschland eine historische Tradition; in den Dorfgemeinschaften des Mittelalters gab es die Allmende. Dies waren Nutzflächen, die im Eigentum der Allgemeinheit standen und von der Gemeinschaft bewirtschaftet wurden. Dieser Grundgedanke erfährt heute eine Renaissance.

Bei der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) handelt es sich um ein System, bei dem eine Gruppe landwirtschaftliche Erzeugung im Voraus finanziert, sich die Erträge entsprechend ihres Eigenbeitrags teilt und Risiken wie mögliche Ernteausfälle gemeinsam trägt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb kann so vom Vermarktungs- und Ertragsrisiko entlastet werden; die Mitglieder sollen langfristig an den Hof gebunden werden.

In Deutschland wurde 1988 der Buschberghof als erster SoLaWi-Betrieb gegründet. Insbesondere in den letzten Jahren hat dieses Konzept einen Gründungsboom erfahren. Zurzeit wirtschaften laut Netzwerk Solidarische Landwirtschaft deutschlandweit aktuell 244 Betriebe nach den SoLaWi-Prinzipien (vergleiche www.solidarische-landwirtschaft.org 5/2019). Die Höfe versorgen ihre Mitglieder mit Obst und Gemüse sowie in Einzelfällen auch mit Milch- und Fleischprodukten. Es handelt sich überwiegend um kleinere Betriebe, die teilweise noch andere Vermarktungswege nutzen, weitere (Dienstleistungs-)Angebote unterhalten und sich häufig in oder nahe von Ballungsräumen befinden (vergleiche Forschungsgruppe SoLaWi 2013; Schicht et al. 2012: 35).

Der folgende Steckbrief zeigt das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft auf einen Blick:

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Business-Modell nach Alexander Osterwalder, Yves Pigneur (2010): Business Model Generation: A Handbook for Visionaries, Game Changers and Challengers

Vergleiche, wie beispielsweise bei der Kostenstruktur, beziehen sich auf einen Betrieb, der bisher noch kein Modell der Mitmach-Landwirtschaft verfolgt und sich jetzt für das SoLaWi-Konzept interessiert.

Entstehung und Verbreitung von Solidarischer Landwirtschaft

Die Idee stammt aus Japan und wurde dort 1974 von einer Gruppe engagierter Konsument*innen und Landwirt*innen ins Leben gerufen. Der Auslöser war damals eine Kampagne gegen den sich ausbreitenden Einsatz von mineralischer Düngung und chemischem Pflanzenschutz. Diese ersten direkten Erzeuger-Verbraucher-"Koproduktionen" sollten auf gegenseitigem Vertrauen basieren und garantierten den Verzicht auf chemische Produktionsmittel.

Zu den ersten solidarischen Hofgemeinschaften in Deutschland gehören der Buschberghof (seit 1988 SoLaWi) und der Kattendorfer Hof (seit den 80igern SoLaWi). Beide Betriebe haben sich seither erheblich weiterentwickelt und bieten heute auch Bildungs- und Sozialarbeit, wie beispielsweise die Beschäftigung von Menschen mit besonderem Assistenz-Bedarf an.

Heute sind Formen der solidarischen Landwirtschaft weltweit zu finden. In Deutschland gibt es derzeit 244 SoLaWis, davon allein 29 in NRW. Europaweit waren es 2015 bereits über 6.300 mit über 1 Mio Mitgliedern. Das Konzept erhält weiter Zulauf; so hat sich von 2015 bis 2017 die Anzahl der SoLaWis in Deutschland verdoppelt.