Erdmandelgras ist kein Spaß
Eine ernstzunehmende Bedrohung für die Landwirtschaft in NRW
Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) breitet sich in Nordrhein-Westfalen rasant aus und stellt, wenn es sich einmal etabliert hat, eine neue, massive Herausforderung für den Ackerbau dar. Als invasive C4-Pflanze ist es extrem anpassungsfähig, schwer zu bekämpfen und kann ganze Flächen langfristig unbrauchbar machen. An den Wurzeln bildet es lange unterirdische Ausläufer, sogenannte Rhizome, an denen sich die etwa 1-2 cm großen, braunen Erdmandeln bilden. Einmal etabliert, sind die Mandeln kaum noch vollständig zu entfernen – daher ist Prävention bei diesem Ungras das oberste Gebot. Ein frühzeitiges Erkennen und konsequente Maßnahmen sind entscheidend, um eine flächenhafte Ausbreitung zu verhindern.
Wie erkenne ich Erdmandelgras? – Ein Steckbrief
Pflanzenfamilie: |
Sauergräser (Cyperaceae) |
Herkunft: |
Ostafrika, heute weltweit verbreitet vermutlich durch Pflanzgut/Blumenzwiebeln |
Morphologie: |
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Photosynthese-Typ: |
C4 Pflanze– besonders wachstumsstark bei Wärme |
Vermehrung: |
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Keimung: |
ab 8–10°C Bodentemperatur, erste Pflanzen sind oft schon 4–6 Tage nach Saat sichtbar |
Keimverhalten: |
nur ein Teil der Mandeln keimt jährlich aus – diese antizyklische Keimung erschwert die Bekämpfung erheblich |
Mandelbildung: |
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Überlebensfähigkeit: |
Mandeln überstehen Temperaturen von bis –15 °C und bleiben über Jahrzehnte keimfähig, während das oberirdische Pflanzenmaterial und die Rhizome meist über den Wintern bei niedrigen Temperaturen absterben |
Vorkommen, Standort und Ausbreitung:
Standortansprüche: |
wächst auf allen Böden, verträgt sowohl Staunässe als auch Trockenheit |
Konkurrenz: |
entzieht Kulturpflanzen Wasser, Licht und Nährstoffe |
Verbreitungswege: |
über Erde, Maschinen, Tiere, Gartenabfälle, Hochwasser, Wind |
Befallsflächen: |
Ackerland, Feldränder, Böschungen, Brachflächen |
In Niedersachsen: |
bis zu 200.000 ha potenziell bereits betroffen, zunehmende Ausbreitung auch in NRW |
Bekämpfungsmöglichkeiten – langwierig und kostenintensive Maßnahmen sind erforderlich
Mechanisch: |
Flaches Fräsen (max. 10 cm), Hacken (2–5 cm), oder v.a. Schwarzbrache über mindestens 2–5 Jahre |
Thermisch: |
Bodenerhitzung bis 20 cm Tiefe (2–3 €/m²) |
Elektrisch: |
Strombehandlung (3 × jährlich, ca. 2.100 €/Jahr) |
Chemisch: |
keine vollständige Wirkung – kein Herbizid erreicht die Mandeln |
Zwischenfrüchte: |
unterdrücken Keimung, aber allein keine Lösung |
Fruchtfolge: |
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Einschleppung im Ackerbau – viele Wege, ein Problem
Über Boden: |
Grabenaushub, Resterden (z. B. aus Kartoffel- und Zuckerrübenproduktion), Gartenabfälle (wird z. B. teilweise als Zierpflanze in Gärten genutzt) |
Über Tiere: |
z. B. Enten, Gänse |
Über Maschinen: |
Bodenbearbeitungsgeräte, Legemaschinen, Roder, Güllestriptillgeräte, Mähdrescher, Strohpressen, Reifen, Häcksler, etc. |
Prävention – der wichtigste Hebel
Maschinenhygiene: |
Reinigung nach jedem Flächenwechsel (auch einfache Geräte!) |
Flächenmanagement: |
Befallsflächen zuletzt bearbeiten, unterschiedliche Maschinen für befallene und unbelastete Flächen |
Monitoring: |
Anfangsbefall erkennen, Pflanzen mit Mandeln und Rhizomen großflächig ausgraben und über den Hausmüll entsorgen |
Dokumentation: |
Befallsnester in der Schlagkartei markieren und gezielt bewirtschaften |
Fazit:
„Einmal Erdmandelgras – immer Erdmandelgras.“ Erdmandelgras ist mehr als ein Unkraut – es ist ein langfristiges Risiko für die landwirtschaftliche Produktion. Wer frühzeitig handelt, kann Schlimmeres verhindern. Eine vollständige Sanierung stark befallener Flächen ist bislang nicht gelungen. Die Landwirtschaftskammer NRW unterstützt Sie mit Beratung, Schulungen und Informationsmaterialien.
Weiterführende Informationen:
- Video Maschinenreinigung (www.youtube.com)
- Beitrag Erdmandelgras, Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer NRW
1 MByte
- Entwicklungskreislauf Erdmandelgras - Cyperus esculentus
803 KByte
Autor: Günter Klingenhagen und Dr. Jonas Hett