Rußrindenkrankheit lässt Ahornbäume absterben
In vielen Städten des Rheinlandes waren Baumfällaktionen von Ahornbäumen ein Thema. Nicht selten wurde von der Vernichtung von weit über 100 Bäumen berichtet. Der Hintergrund dieser erforderlichen Maßnahmen ist der in diesem Jahr dramatische Befall an Ahorn mit dem Rußrindenpilz Cryptostroma corticale. Der Pilz profitierte außerordentlich von der ungewöhnlich langen trockenen Hitzeperiode des Jahres 2018. Temperaturen oberhalb von 30° C fördern das Wachstum und die Sporulation von Cryptostroma corticale. Die betroffenen Bäume zeigen welkende Triebe und ein Absterben der Krone. Ein Schleimfluss am Stamm und bei anhaltendem Trockenstress ein Ablösen der Rinde mit schwarzen dunklen stäubenden Flächen darunter ist zu beobachten. Rinden- und Kambiumnekrosen treten auf, nach dem Fällen ist die stark grünlich-bräunliche Verfärbung des Splintholzes zu sehen.
Bergahorn ist besonders gefährdet
Cryptostroma corticale infiziert verschiedene Ahornarten. Am häufigsten betroffen ist Bergahorn, darüber hinaus sind bei uns keine weiteren Wirtspflanzen bekannt. Der Erreger ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wo auch ein Befall in Linden auftritt. Im natürlichen Verbreitungsgebiet Nordamerikas tritt Cryptostroma meist an totem oder gefälltem Holz auf. Der Pilz kann als Endophyt (in einer Pflanze lebend) oder Saprophyt (sich von toter organischer Substanz ernährend) auch an gesunden Pflanzen nachgewiesen werden.
In Europa ist ein erstes Auftreten aus den 1940er Jahren in Großbritannien bekannt. Erst seit 2003 wird Befall auch in der Schweiz, in Österreich und auch Frankreich berichtet. Der Erstnachweis für Deutschland erfolgte 2005. Seitdem wird in trockenen heißen Wetterperioden regelmäßig Befall hauptsächlich in der oberrheinischen Tiefebene und in Großstädten wie Mannheim, Köln und Leipzig beobachtet. Die Krankheitsentwicklung im Jahr 2018 in Nordrhein Westfalen war jedoch außerordentlich dramatisch.
Nach derzeitigem Wissensstand wird der Erreger durch trocken-heiße Sommerphasen gefördert. Wahrscheinlich kann Cryptostroma corticale die Schwächung der gestressten Bäume nutzen, das endophytische Stadium verlassen und einen Infektionsprozess einleiten.
Sporenstaub ist gefährlich!
Gefährlich werden dabei vor allem die Konidien des Pilzes. Der schwarze Sporenstaub von Cryptostroma corticale bildet sich unter den sich ablösenden Rindenplatten, wo pro cm² mehr als 100 Millionen Sporen entstehen. Die Größe der Sporen liegt bei 3 - 5 μm. Sie sind beim Einatmen in der Lage in die menschlichen Lungenbläschen vorzudringen und können dort auch bei gesunden Menschen starke Entzündungsprozesse auslösen. Erhebliche Gesundheitsschäden mit mehrmonatigen Beschwerden sind die Folge. Aus diesem Grund müssen befallene Bäume unabhängig vom Krankheitsverlauf schnellstmöglich von den Kommunen entfernt werden. In diesem Jahr ist zusätzlich ein ungewöhnlich rascher Verlauf der Erkrankung mit schnellem Absterbeprozess der Bäume und zusätzlicher Gefährdung durch die Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit zu beobachten. Nicht selten verursacht die letztlich einsetzende Weißfäule den schnellen Verlust der Standsicherheit der Bäume.
Kommunen müssen schnell reagieren
Aufgrund der Gesundheitsgefährdung haben viele Kommunen schnell reagiert und betroffene Bäume vorsichtig abgetragen. In der Lokalpresse der Städte Neuss, Dormagen, Köln, Jülich usw. wurden die meist erforderlichen umfangreichen Baumfällaktionen den Bürgern erklärt. Die ausführenden Arbeiten wurden mit Atemschutz der Beteiligten und teilweise sogar unter Beregnung durchgeführt. Dabei war der Abfluss der großen Mengen schwarzer Sporen auf den Erdboden bzw. in die Kanalisation zu sehen. Die Abfuhr des Holzes zur Verbrennung erfolgte geschützt unter Planen. Auf diese Weise wurde eine Gefährdung der Bevölkerung verhindert. Die Maßnahmen waren für die betroffenen Grünflächenämter mit erheblichen Kosten verbunden.
Es ist zu erwarten, dass die veränderte Klimasituation ein Fortschreiten der Erkrankung fördert. Zur Gefahrenabwehr ist auch die Bevölkerung aufgerufen Verdachtsfälle an die betroffenen Kommunen oder den Pflanzenschutzdienst NRW zu melden.
Ansprechpartner
- Heupel, Dr. Monika, Telefon: 0221 5340-410
- Benker, Dr. Marianne, Telefon: 0251 2376-657