Falter als Schädlinge
Während uns die erwachsenen Stadien vieler Schmetterlingsarten (Lepidopteren) mit ihrer Farbenpracht erfreuen, ärgern uns die Raupen durch ihre Gefräßigkeit an vielen gartenbaulichen Kulturen.
Von den ca. 150 000 weltweit bekannten Schmetterlingsarten, sind rund 3200 in Mitteleuropa bekannt. Bekannte Arten finden sich in der Familie der Gespinstmotten (Yponomidae), der Schleiermotten (Plutellidae), der Wickler (Totricidae), der Echten Zünsler (Pyralidae), der Spanner (Geometridae), der Eulenfalter (Noctuidae) und der Weißlinge (Pieridae). Unter Glas sind häufig Eulenfalter anzutreffen, aber auch aus südlichen Ländern eingeschleppte Arten, die nur im geschützten Anbau in unseren Breiten überwintern können. Zur biologischen Bekämpfung von Schmetterlingen im geschützten Anbau stehen verschiedene Trichogramma-Arten und Bacillus thuringiensis-Präparate zur Verfügung.
Merkmale und Entwicklung von Schmetterlingen
Charakteristisch für alle Schmetterlingsarten sind zwei Paar Flügel, die mit Schuppen bedeckt sind. Diese besitzen Pigmentfarben und erzeugen daneben durch ihre Lamellenstruktur bei Lichtbrechung Schillerfarben. Die systematische Einteilung der Schmetterlinge erfolgt größtenteils über das Flügelgeäder.
Die Raupen haben eine chitinisierte Kopfkapsel und kauend, beißende Mundwerkzeuge. Sie sind in der Regel mit drei Brustbeinpaaren, vier Bauchbeinpaaren und einem Nachschiebebeinpaar am letzten Hinterleibssegment ausgestattet. Sie unterscheiden sich dadurch deutlich von Blattwespenlarven, die sechs bis acht Paar Bauchfüße haben. Das ist für eine erfolgreiche biologische Bekämpfung der Raupen wichtig.
Schmetterlinge legen ihre Eier einzeln, in Ringen, Reihen oder Spiegeln ab, wo die Raupen genügend Nahrung finden. Alle Schmetterlinge entwickeln sich vom Ei bis zum erwachsenen Tier über mehrere Larvenstadien zur Puppe. Die Überwinterung erfolgt in der Regel in der Puppe.
Schadbild durch Raupen
Durch ihre Gefräßigkeit an Blättern, jungen Pflanzentrieben und Blüten, können die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten große wirtschaftliche Schäden verursachen. Kleine Raupen schaben erst an der Blattoberfläche oder -unterseite. Hierdurch entsteht der sogenannte Fensterfrass. Größere Raupen fressen immer größere Löcher in die Pflanzenteile. Manchmal bleiben nur die Blattstiele stehen.
Einige Arten bohren sich in Früchte oder Stängel, wo sie nur schwer zu bekämpfen sind.
In den folgenden Abschnitten werden weit verbreitete Arten genauer beschrieben.
Cacoecimorpha pronubana
Cacoecimorpha pronubana ist ein Wickler und stammt ursprünglich aus Afrika und wurde über den Mittelmeerraum nach Deutschland eingeschleppt. In Mitteleuropa entwickelt er im Freiland mindestens zwei, unter Gewächshausbedingungen bis zu drei Generationen pro Jahr. Der Falter hat braun gestreifte Vorder-und orange-braune Hinterflügel und ist zwischen 10 und 17 mm groß. Pro Weibchen können 400-700 Eier in mehreren Gelegen dachziegelartig abgelegt werden. Die Eiablage erfolgt an Pflanzenteilen und Bauteilen der Gewächshäuser. Nach 10-15 Tagen schlüpfen die Raupen aus den Eiern, beginnen mit ihrer Fraßtätigkeit an Triebspitzen, Blättern und Früchten. Dabei produzieren sie ein Gespinst, mit dem sie Blätter oder Triebspitzen miteinander verkleben. Je nach Temperatur benötigt der Nelkenwickler zwischen 44 bis 147 Tage für seine Entwicklung vom Ei bis zum adulten Tier.
Duponchelia fovealis
Duponchelia fovealis gehört zu den Zünslern und ist vorwiegend in der Dämmerung aktiv. Der erwachsene Falter ist braun/grau gefärbt und hat eine Spannweite von 9-12 mm. Typisch ist eine weiße Markierungslinie auf den Vorderflügeln. Wird der Falter durch Kulturarbeiten aufgescheucht, fliegt er nur kurz flach auf. Die Weibchen legen ihre Eier in kleinen Gruppen ins Substrat, auf der Blattunterseite oder auf abgestorbenes Pflanzenmaterial ab. Sie sind etwa 0,5 mm groß, flach oval und rosarot gefärbt. Die Raupen werden 2-3 cm lang und sind gelblich bis braun gefärbt und haben eine schwarze Kopfkapsel. Ihr Körper ist mit kleinen schwarzen Schilden besetzt. Sie bilden Gespinste am Stängelgrund und/ oder auf der Substratoberfläche, wodurch der Befall mit Duponchelia fovealis häufig erst spät entdeckt wird. Mit zunehmender Größe fertigt die Raupe immer größer werdende Gespinste an, in dessen Schutz sie abgestorbenes organisches Material oder am Stängelgrund, dem Wurzelhals oder an Blatt-und Blütenknospen frisst. Die Larven halten sich tagsüber auch gerne unter Töpfen und Topfrändern auf. Zur Verpuppung ziehen sich die Larven in die Pflanze oder Erde zurück und sind nur schwer zu finden. Der Entwicklungszyklus vom Ei bis zum Falter dauert je nach Temperaturbedingungen 6-8 Wochen. Ein Weibchen lebt etwa 10 Tage und legt bis zu 200 Eier ab.
Autographa gamma
Autographa gamma, die Gamma-Eule, kann ernsthafte Schäden in vielen verschiedenen Kulturen verursachen. Befallen werden bevorzugt Kohlgewächse, aber auch Paprika, Chrysanthemen und viele andere Zierpflanzenarten. Bei der Gamma-Eule handelt es sich um einen Wanderfalter, der zwischen 2000 bis 2500 Kilometer von Südeuropa über die Alpen nach Nordeuropa zurücklegen kann. Gleichzeitig ist eine Überwinterung in unseren Breiten bei warmen Temperaturen oder im Gewächshaus möglich. Die Falter haben graue bis dunkelbraun gefärbte Vorderflügel mit einer Spannweite von 30-45 mm. Auffallend ist der weiße Fleck auf den Vorderflügeln in Form eines Gammas. Die Motten fliegen sowohl tagsüber, wie auch nachts. Ein Weibchen legt bis zu 2000 Eier dicht an dicht in mehreren Eispiegeln ab. Die daraus schlüpfenden Larven sind nachts aktiv und fressen große Mengen Pflanzenmaterial.
Die Farbe der Larven variiert je nach Entwicklungsstufe von gelb, gelbgrün bis braungrün. Das sechste Larvenstadium ist bis zu 45 mm lang. Da die Raupen nur zwei, statt vier Hinterfüße haben, bewegen sie sich wie Spanner. Zur Verpuppung werden von den Larven Blätter zusammen gesponnen oder Verstecke im Gewächshaus aufgesucht. Die Puppe ist dunkel gefärbt. In unseren Breiten treten im Freiland in der Regel zwei Generationen auf.
Pieris rapae
Pieris rapae, der Kleine Kohlweißling gehört zu den Weißlingen. Er hat eine Spannweite von 20 bis 27 Millimeter und ist weltweit in vielen Gemüsekulturen zu Hause. Von dem „Großen Kohlweißling“ (Pieris brassicae) ist er nur durch seine geringere Größe unterscheidbar, denn dieser ist etwa doppelt so groß.Der „Kleine Kohlweißling befällt“ vor allem Kreuzblütler und bildet zwei bis vier Generationen in unseren Breiten. Der Höhepunkt des Befalls findet im Hochsommer, durch die zweite und dritte Generation statt.
Die Eier sind gelb-ovalen Eier werden von den Weibchen einzeln mit der spitzen Seite ins Blattgewebe abgelegt. Die Raupen werden bis zu 35 Millimeter lang, sind grün gefärbt mit einer feinen, gelben Rückenlinie. Durch ihre Körperbehaarung sehen sie samtig aus.
Trichogramma-Schlupfwespen gegen Schadschmetterlinge
Trichogramma-Schlupfwespen sind nur 0,4 mm große Feinde verschiedener Schadschmetterlinge. Die Schlupfwespen-Weibchen parasitieren kurz nach der Paarung Eier verschiedener Falterarten. Vorher prüfen die Schlupfwespen mit Hilfe ihrer Antennen die Größe des Wirtseies.
Bacillus thuringiensis-Präparate zur Bekämpfung von Schadschmetterlingen
Zur biologischen Bekämpfung von Raupen stehen zwei Präparate mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis zur Verfügung. Dipel ES enthält Bacillus thuringiensis kurstaki, Xentari enthält Bacillus thuringiensis azawai. Bei beiden Präparaten handelt es sich um Toxinkristalle und Sporen von Bacillus thuringiensis