Mietgärten

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Den Mietgarten kann man individuell gestalten

Eine Fläche, typischerweise etwa ein Hektar groß, wird vorbereitet, gedüngt und in Längsrichtung streifenweise mit verschiedenen Kulturen eingesät. Dabei handelt es sich vorwiegend um Gemüse bzw. einjährige Kulturen. Anschließend werden die Längsstreifen quer in einzelne Parzellen unterteilt, so dass sich auf jeder Parzelle alle Kulturen wiederfinden. Parzellen werden meist in einfacher und in doppelter Größe angeboten; z.B. in Größen von 40 m² und 80 m².

Die Parzellen werden für eine Saison an interessierte Personen als so genannte Mietgärten oder Selbsterntegärten vermietet. Die Mieter übernehmen die Pflege und Aufzucht der Pflanzen bis zur Ernte, die sie ebenfalls selbst durchführen. Dabei sind üblicherweise nur ökologische Anbau- und Kulturmaßnahmen erlaubt. Nach dem Ende der Saison im Oktober bleiben nur noch die Erntereste auf der Fläche zurück und können eingearbeitet werden.

Bodenbearbeitung, Düngung, Einkauf von Saatgut und Jungpflanzen, Säen und Pflanzen, Abstecken der einzelnen Parzellenstücke und die Vorbereitung der Bewässerung obliegen den Anbietern.

Die Mieter bezahlen den Anbietern nach der Anmeldung einen Nutzungsbeitrag für jeweils ein Gartenjahr. Sie übernehmen im Frühjahr – meist Ende April/Anfang Mai ihr reserviertes und vorbereitetes Parzellenstück, wobei sie zwischen verschiedenen Parzellengrößen wählen können. Am häufigsten werden 20 m², 40 m² und 60 m² große Flächen angeboten. Selbsternte-Parzellen werden in der Regel für rund 20 verschiedene Gemüsearten ausgelegt, wobei auch Reihen frei bleiben, damit persönliche Lieblingsgemüsearten untergebracht oder mit Raritäten experimentiert werden kann. Manche Anbieter ergänzen das Angebot mit Blumen in oder zwischen den Parzellen.

Der folgende Steckbrief zeigt das Konzept der Selbsternte auf einen Blick:

Steckbrief MietgätenBild vergrößern
Business-Modell nach Alexander Osterwalder, Yves Pigneur (2010): Business Model Generation: A Handbook for Visionaries, Game Changers and Challengers

Vergleiche, wie beispielsweise bei der Kostenstruktur, beziehen sich auf einen Betrieb, der bisher noch kein Modell der Mitmach-Landwirtschaft eingeführt hat und sich jetzt für ein Mietgarten-Konzept interessiert.

Entstehung und Verbreitung von Mietgärten

Regine Bruno aus Wien gilt als Erfinderin der Mietgärten. „Die Idee der Selbsternte entstand in den späten Achtzigern des vorigen Jahrhunderts einerseits als Reaktion auf ein zunehmend anonymes Agrarbusiness und andererseits durch den Wunsch nach Einblick und aktivem Mittun in einem ausgewählten Teilbereich der Lebensmittelproduktion. Lange bevor sich in Österreich und auch anderen europäischen Ländern die Begriffe „Urban Farming“ und „Urban Gardening“ zu einem allgemeinen Trend entfalteten, wurden ab 1987 erste Selbsternte-Anlagen speziell in und um Wien aus der Taufe gehoben. Das Gemeinsame drückt sich auch im Zusammenspiel zwischen den Bauern und den Konsumenten – also den Parzellennutzern – aus. Die Bauern wissen, wann und wie der Boden vorzubereiten ist, sowohl im Spätherbst nach der Saison, als auch im zeitigen Frühjahr vor dem Anbau, also eine willkommene Erleichterung im Gartenleben für jeden Parzellennutzer.“ (Quelle: selbsternte.at)