Modellbetriebe

Feldtag Maisanbau mit SystemBild vergrößern
Feldtag Maisanbau mit System

34 Modellbetriebe der Wasserrahmenrichtlinie sind aktuell in NRW für den Wasserschutz aktiv. Im Jahre 2014 wurde, basierend auf einer externen Evaluierung, die Wasserrahmenrichtlinienberatung um landwirtschaftliche und gartenbauliche Modellbetriebe erweitert. Sie bilden das breite Spektrum der Landwirtschaft in NRW ab. Die Gründung folgte einem Auftrag des damaligen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV). Die Vorgaben der Auswahl waren:

  • Lage auf einem mit Nitrat belasteten Grundwasserkörper (Grenzwert von 50 mg Nitrat je Liter werden überschritten).
  • Die Betriebsschwerpunkte der Regionen abbilden
  • Aufgeschlossenheit der Betriebsleiter mit der Bereitschaft, Neues im Sinne des Grundwasserschutzes zu testen und durch Veranstaltungen die Erfahrungen weiter zu geben
  • Jeweils 5-8 Betrieben steht ein Modellbetriebsberater zur Seite um den Erfahrungsaustausch zu koordinieren, Daten zu sammeln und auszuwerten und Anbautechniken in der Landwirtschaft zu verbreiten und zu verfeinern.

Die Modellbetriebe sind nicht auf Dauer festgelegt, sondern je nach Voranschreiten der Erkenntnisse variabel. Seit 2014 hat es bereits Anpassungen gegeben:

  • Betriebe, die von konventioneller auf ökologische Wirtschaftsweise umstellen, sind hinzugekommen. Es sollen grundwasserschonende Anbauempfehlungen und Fruchtfolgen für den Umstieg von konventioneller zu ökologischer Wirtschaftsweise abgeleitet werden
  • Als sensibler Produktionsbereich wurde der Gemüsebau erweitert, um die Bewässerungs- und die Düngungseffizienz zu erhöhen
  • Betriebe mit Kartoffeln erhalten ein besonderes Augenmerk mit Demovorhaben, um die Mineralisierung nach einer späten Ernte zu nutzen oder zu reduzieren
  • Ebenso scheiden auch einzelne Modellbetriebe aus, weil z. B. die Aufgabenstellung mit dem Betrieb erfüllt ist, der Betrieb ausläuft, der Grundwasserkörper sich deutlich verbessert hat. Dies schafft Kapazitäten für die hinzugekommenen Betrieb.

Die Nachfrage nach Bewässerung in der Landwirtschaft in NRW nimmt zu. Bei den diversen Projekten in den Modellbetrieben zeigt sich gerade beim Gemüse der Bedarf einer gezielten wassersparenden Bewässerung unter Berücksichtigung der Verringerung der Nährstoffauswaschung. Diese Forderung wurde 2021 durch die Einstellung einer zusätzlichen Beratungskraft für die Bewässerung erfüllt. Insbesondere in den Modellbetrieben starteten in 2022 mehrere Projekte zur Erhöhung der Nährstoff- und Wassereffizienz.

Aufgaben der Modellbetriebe

Auf den Modellbetrieben werden in enger Abstimmung mit den Betriebsleitern innovative Techniken und Maßnahmen zum Grundwasserschutz umgesetzt. An Hand der erhobenen Daten lässt sich die Effizienz der Maßnahmen beurteilen. 

Die Modellbetriebe dienen dem intensiven Erfahrungs- und Meinungsaustausch und fungieren als Multiplikatoren für die Etablierung grundwasserschonender Anbauverfahren. Hier finden beispielsweise Feldbegehungen und Veranstaltungen im Rahmen des Wasserschutzes statt.

Darüber hinaus erfolgen Veröffentlichungen und Vorträge zu grundwasserschonenden Anbauweisen, die sich auf den Modellbetrieben als gut umsetzbar gezeigt haben.

Im Jahr 2016 wurden Saugplattenanlagen in ausgewählten Modellbetrieben installiert. Sie fangen in ca. 1 m Tiefe das Sickerwasser auf, das auf dem Weg zum Grundwasser ist. Dieses wird bei der landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) der Landwirtschaftskammer auf Stickstoff, Phosphor und weitere Nährstoffe untersucht. Die Erkenntnisse aus den Daten der Saugplattenanlagen sollen dabei helfen, die Nährstoffeinträge zu identifizieren und zu verringern.  

Auf vielen Betrieben werden Demoanlagen angelegt. Das sind Felder, auf denen die verschiedenen Wirtschaftsweisen in breiten Bearbeitungsstreifen durchgeführt werden und den Landwirten und Gärtnern bei Feldbegehungen die einzelnen Vor- und Nachteile anschaulich dargelegt werden. Begleitet werden die Feldbegehungen durch die Ergebnisse vorheriger ergänzende Probenahmen, Bodenuntersuchungen etc.  

Modellbetriebe in NRW – Speerspitze für Innovationen

  • Die NIRS Sensortechnik wurde in Modellbetrieben bereits zu Beginn der Modellbetriebe 2016-1018 getestet. Die DLG hat auf Anregung der Modellbetriebsberater auf Modellbetrieben die Zertifizierung der ersten NIRS-Sensoren durchgeführt. In NRW ist die zertifizierte NIRS-Technik für die Düngeverordnung anerkannt und wird seitens des Landes NRW auch für eine bundesweite Anerkennung empfohlen.
  • Verschiedene Demovorhaben und Veranstaltungen auf Modellbetrieben im Münsterland und Ostwestfalen-Lippe zur Gülleansäuerung zeigten eine deutlich geringere Geruchsbelästigung und höhere Effizienz. Seit 2022 wird die Ansäuerung basierend auf den Modellbetriebserfahrungen im Versuchswesen und einer Landesinitiative mit Demobetrieben intensiver untersucht.
  • Die Saugplattenanlagen in 12 Modellbetrieben mit intensiven Beobachtungen zu Sickerwasserkonzentrationen und der Bewirtschaftung waren in 2016 einmalig im Bundesgebiet.  Mittlerweile wird die Sickerwassergewinnung mit Saugplatten oder Saugkerzen in mehreren Ländern nach dem Muster in NRW angewandt. Gleichzeitig werden zwei Saugplattenanlagen mit Lysimeteruntersuchungen im Forschungszentrum Jülich validiert und zusätzliche Informationen zum Bodenleben, Nährstoffhaushalte etc. gewonnen. Sie sollen der Landwirtschaft mit Aussagen zur gezielteren Düngung bei geringeren Nährstoffverlusten helfen. Ebenso steht der Klimawandel mit seinen Einflüssen auf den Boden im Focus sowie aktuelle landwirtschaftliche Themen bezüglich Boden und Nährstoffkreisläufen.
  • Die Reihendüngung im Gemüsebau wurde bereits 2016 mit einer speziell entwickelten Maschine auf einem Modellbetrieb untersucht. Mit zwei weiteren Bundesländern, die die gleiche Strategie verfolgten, erfolgte ein Informationsaustausch. Mittlerweile hat sich die Reihendüngung in mehreren Modellbetrieben mit Gemüsebau durchgesetzt, wird in Landesinitiativen für verschiedene Kulturen auf mehreren Betrieben in NRW ausprobiert und gilt als eine gute Möglichkeit, die Begrenzung auf 80 % N-Düngermenge in „Roten Gebieten“ ohne Ertragsausfall zu erfüllen.
  • Viele Elemente der Evaluierung in den Modellbetrieben, wie mehrjährige Düngebilanzen, Rammkernbohrungen, Sickerwasserproben, Nmin-Begleitungen wurden in bundesweite Projekte übernommen und werden von der BLE gefördert.
  • Precision Farming wird auf einzelnen Modellbetrieben intensiv verfolgt. Die AG Digitalisierung entspringt diesen Erfahrungen.

Die Lage der Modellbetriebe

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Lage der Modellbetriebe und die aktuell mit Nitrat belasteten Grundwasserkörper (Stand 01/23). Die Modellbetriebsberater sind flächendeckend tätig. Die Beratungskräfte haben ihren Dienstsitz an den Kompetenzzentren der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. So können die Synergieeffekte durch den intensiven fachlichen Austausch mit den produktionstechnischen Beratungsteams genutzt werden. 

Karte der Modellbetriebe

Klicken Sie in der Karte auf die Betriebe um nähere Informationen zu erhalten.

Zuordnung der Berater

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